Befreiungsschlag: Google ersetzt Oracles Java-Version ab Android N durch OpenJDK
Mit dem rasanten Aufstieg von Android als Betriebssystem für Smartphones kam für Google nicht nur der Durchbruch auf dem schon damals wichtigen mobilen Markt, sondern das Unternehmen musste sich auch von allen Seiten gegen Klagen wegen angeblichen Urheberrechtsverletzungen wehren. Das wohl bekannteste Verfahren fand zog sich von 2010 bis 2012 und hatte eine Klage von Oracle als Grundlage, das Google wegen der Verwendung von Java im Betriebssystem verklagte. Google hatte das Verfahren zwar damals gewonnen, doch die rechtliche Gefahr besteht bis heute. Jetzt hat man angekündigt, in der nächsten Android-Version nur noch OpenJDK zu verwenden.
Der Streit zwischen Oracle und Google wegen der unrechtmäßigen Verwendung von Java-Komponenten in Android hat damals für viel Aufsehen gesorgt und hätte die Zukunft des damals noch sehr jungen und stark aufstrebendem Betriebssystem ernsthaft gefährden können. In einem langen Kleinkrieg wehrte sich Google gegen die Behauptungen von Oracle und stellte klar, dass man lediglich einige Komponenten als „Fair Use“ verwendet, bei denen kein Urheberschutz greift. Der Richter sah das am Ende des Verfahrens genau so, und sprach Google frei – noch dazu stellte er die Behauptung auf, dass er selbst die angemahnten Code-Fragmente schneller schreiben als kopieren könnte.
Zwar ist das Verfahren längst Geschichte, doch die potenzielle Gefahr eines neuen juristischen Angriffs von Oracle auf das Android-Betriebssystem besteht bis heute. Noch immer werden Teile des Java JDK verwendet, auch wenn man diese im Laufe der Jahre sehr zurückgefahren hat. Doch erst mit dem anstehenden Betriebssystem Android N wird Google reinen Tisch machen und auch die letzten Fragmente aus dem Unterbau der Software entfernen. Die für das nächste Jahr erwartete Android-Version wird auf OpenJDK setzen, eine komplett freie Implementierung von Java.
Nach dem einige Nutzer „verdächtige Änderungen“ in der Code-Basis gesehen haben, hat sich ein Google-Sprecher nicht lange bitten lassen, und den Wechsel auf die freie Software bestätigt:
As an open-source platform, Android is built upon the collaboration of the open-source community… In our upcoming release of Android, we plan to move Android’s Java language libraries to an OpenJDK-based approach, creating a common code base for developers to build apps and services. Google has long worked with and contributed to the OpenJDK community, and we look forward to making even more contributions to the OpenJDK project in the future.
Der Sprecher legte anschließend noch einmal nach, dass der Wechsel nur aus Entwicklungstechnischen Gründen stattfindet und man einige Features von Java 8 in das Betriebssystem übernehmen wolle, aber das ist natürlich nicht der Hauptgrund. Viel mehr dürften die Entwickler nun sehr erleichtert sein, dieses Damokles-Schwert von Oracle endlich komplett los zu werden. Oracle hat sich bisher nicht zu dem Wechsel geäußert, und wird dies aufgrund des damals verlorenen – und nie wieder aufgenommenen – Prozesses wohl auch nicht tun.
Ein anderes bekanntes Software-Unternehmen war mit Klagen wegen Patentverletzungen durch Android deutlich erfolgreicher: Microsoft verdient nach verschiedenen Berechnungen zwischen 1 Milliarde bis zu 2 Milliarden Dollar durch Android. Vom Preis jedes verkauften Smartphones fließen einige Dollar in Microsofts Kassen, allerdings stammen diese nicht von Google sondern direkt von den Herstellern.
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