Normalerweise sind die Kinder und Teens ihren Eltern Riesenschritte voraus wenn es um moderne Technologie und die Benutzung des Internets geht, doch das ist offenbar nicht allen Bereichen der Fall. Eine neue Studie zeigt nun, dass ein sehr großer Anteil der Kinder nicht dazu in der Lage ist, die Werbung in den Google-Suchergebnissen von den normalen Links zu unterscheiden. Das ist einerseits eine positive Nachricht für Googles Werbegeschäft und künftige Umsätze, andererseits aber auch eine große Gefahr gegenüber Verbraucherschützern.
Schaut man sich den letzten Quartalszahlenbericht an, sieht man dass Google sich noch immer zu 90% über Werbeeinnahmen finanziert und nur ein sehr geringer Anteil aus den anderen Bereichen beigesteuert wird. Von diesen 90% werden noch einmal ganze 78% auf den eigenen Webseiten erwirtschaftet, wobei die Websuche seit jeher das Zugpferd ist und die meisten Milliarden nach Mountain View schleust. Diesen hohen Wert hat man vor allem durch relevante Anzeigen erreicht, doch offenbar sind diese nun so relevant, dass sie gar nicht mehr als Anzeigen wahrgenommen werden.
Jeder über 25-30 Jahre dürfte Google wohl schon seit mindestens einem Jahrzehnt verwenden und sollte durchaus in der Lage sein, auf obigem Screenshot zwischen den Werbeanzeigen und den Suchergebnissen zu unterscheiden. Sowohl die ersten drei Ergebnisse als auch die gesamte rechte Spalte besteht aus Werbeanzeigen, an denen Google bei jedem Klick kräftig verdient. Und obwohl die Werbeanzeigen alle sehr eindeutig mit dem gelb-orangen Label „Ads“ gekennzeichnet sind, nehmen Kinder und Jugendliche diese gar nicht mehr wahr und halten sie für normale Suchergebnisse, wie eine Studie nun zeigt.
Ganze 31 Prozent der Kinder von 12 bis 15 Jahren können nicht zwischen der Werbung und den Suchergebnissen unterscheiden – oder es interessiert sie einfach nicht. Bei den 8 bis 11-jährigen scheint diese Fähigkeit bzw. Aufmerksamkeit noch deutlich besser zu sein, denn hier haben nur 16 Prozent Probleme mit der Trennung. Insgesamt wissen aber gut die Hälfte aller Kinder (46 Prozent) dass sich die Suchmaschine über Werbung finanziert – nur offenbar haben sie sich nie gefragt, wo diese eigentlich ist 😉 Bei den Teenagern (12-15) geht das Vertrauen in die Suchmaschine sogar so weit, dass ganze 19 Prozent behaupten, dass alles was sie in der Suchmaschine lesen wahr ist.
Tatsächlich muss man sagen, dass Google die Werbeanzeigen in der Websuche früher deutlicher gekennzeichnet hat und diese in früheren Zeiten auch noch farblich hervorgehoben waren. Dadurch ist deren Position – und vor allem die Existenz – in den Köpfen der Menschen geblieben und sie werden so auch heute noch problemlos von „den Älteren“ erkannt. Doch die jüngeren Nutzer nehmen das Label „Ads“ gar nicht mehr wahr und können daher auch keine Sicherheit über die Position der Anzeigen aufbauen. Genau an dieser Unaufmerksamkeit dürfte Google aber sehr gut verdienen.
Das mag nun ein Schulterklopfen bei den Designern und der Finanzabteilung auslösen, doch bei den Anwälten sorgen solche Studien eher für Panik: Da Werbung und Inhalt „deutlich getrennt“ werden muss, und dies offenbar nicht mehr der Fall ist, könnte aufgrund solcher Studien eine neue Klagewelle auf Google losrollen die wieder eine deutlichere Trennung fordert – was dann natürlich auch wieder zu geringeren Einnahmen führt. Ein sehr zweischneidiges Schwert für Google.