In wenigen Tagen eröffnet in Frankfurt wieder die Internationale Auto-Ausstellung und in diesem Jahr wird Google erstmals zu den Ausstellern zählen – was von vielen Beobachtern schon als nächster kleiner Schritt in Richtung Abwägung der Marktchancen eines eigenen Google-Autos gesehen wird. Während sich die Hersteller viele Jahre lang doch relativ ruhig verhalten und Googles Entwicklung nicht kommentiert haben, äußern sich mittlerweile immer mehr Unternehmen zum potenziellen neuen Konkurrenten. Jetzt haben sich Vertreter von Porsche und General Motors geäußert, und scheinen die Bemühungen aus Mountain View aber noch nicht ganz so ernst zu nehmen.
Mit der Vorstellung des Google Cars und der offiziellen Straßenzulassung in großen Teilen Kaliforniens hatte Google Anfang des Jahres aufhorchen lassen und sich nach langen Jahren der doch relativ stillen Entwicklung an die Öffentlichkeit gewagt – und genau so halten es auch die anderen Hersteller. Viele haben mittlerweile selbst vorzeigbare selbstfahrende Autos und dürften ebenfalls seit Jahren an dieser Technologie forschen. Doch noch ist nicht die gesamte Branche von dieser Zukunft überzeugt.
Porsche
Während Volkswagen, unter anderem auch in Zusammenarbeit mit der Tochter Audi, schon sehr lange im Bereich der selbstfahrenden Autos forscht, ist die rebellische Tochter Porsche nicht ganz so überzeugt von dieser Technologie: Porsche-Chef Matthias Müller bezeichnet die gesamte Entwicklung als Hype und hält absolut nichts von dieser Zukunftsmusik. Unter seiner Führung dürfte das Unternehmen wohl nur wenige bis gar keine Ressourcen in die Entwicklung einer solchen Technologie oder in den Anschluss an die Volkswagen-Technik stecken. Er hält diesen Hype für „durch nichts zu rechtfertigen“ und verschließt sich als einer der wenigen Unternehmenslenker komplett.
Natürlich ist ein Porsche nicht unbedingt ein Auto mit dem man nur von A nach B fährt um schnell einen Einkauf zu erledigen, aber dennoch kann eine solche Automatisierung natürlich auch bei langen Strecken sehr hilfreich und unterstützend für den Fahrer sein. Den Spaß am Auto fahren muss man dem Fahrer ja nicht gleich durch den völligen Wegfall von Lenkrad und Bremspedal nehmen, aber einer vorübergehenden Verschnaufpause dürften wohl auch Porsche-Fahrer nicht ganz abgeneigt sein.
General Motors
Auch die Chefin von General Motor schlägt teilweise in die gleiche Kerbe und räumt dem ganzen noch keine großen Chancen ein. Sie meint dabei vor allem, dass sich ein selbstfahrendes Auto nicht mehr von den anderen Fahrzeugen abhebt und somit wohl den Charme einer U-Bahn bekommt und kein Lebensgefühl mehr wiederspiegelt. Außerdem verglich sie die Entwicklung eines Autos mit der eines Smartphones – im Hinblick auf die beiden neuen Marktteilnehmer Google und Apple – und sieht dabei gravierende Unterschiede und ganz andere Anforderungen. Damit hat sie natürlich vollkommen recht, aber dennoch sollte sie davon ausgehen dass die beiden Unternehmen eine deutlich schnellere Entwicklung durchlaufen können als es die sonst sehr langwierigen Prozesse der Autohersteller tun.
Wissen Sie, Telefone unterscheiden sich doch recht stark von Fahrzeugen. Für viele ist das Auto ein Statement. Darum denke ich, dass es nicht einfach ein Universalauto geben kann, welches all diese verschiedenen Bedürfnisse erfüllt.
Schon vor einigen Wochen hatten sich Mercedes Benz und Volvo zu Googles Ambitionen geäußert, und waren deutlich offener als die jetzigen beiden Konzernlenker. Da Google sein Fahrzeug bereits 2020 auf die Straße bringen möchte, und bisher noch immer keinen Partner dafür gefunden hat, geht man mittlerweile davon aus dass die Google Auto LLC tatsächlich Fahrzeuge produzieren und unter eigenem Namen verkaufen wird. Und fünf Jahre sind in dieser doch aktuell noch sehr langsamen Branche sehr wenig.
Ob die heutige Entscheidung zur Entwicklung solcher selbstfahrenden Systeme heute eine Weichenstellung für die Zukunft oder ein Milliardengrab ist, ist heute natürlich noch nicht abzusehen. Aber sich komplett gegenüber dem zu verschließen dürfte sich wohl in einigen Jahren rächen. Man bedenke nur, wie sich Steve Ballmer 2007 zum Smartphone aus dem Hause Apple geäußert hat…