Selbstfahrende Fahrzeuge: Etablierte Autohersteller nehmen Ambitionen von Google & Apple sehr ernst
Sowohl Google als auch Apple drängen mit großen Ambitionen schon seit einiger Zeit in einen neuen Markt, der eigentlich schon seit vielen Jahrzehnten in der Hand von etabliertern Herstellern ist: Die Auto-Industrie. Beide Konzerne greifen den Markt gleich von zwei Seiten an, in dem sie sowohl In-Car-Systeme entwickeln als auch an eigenen Fahrzeugen arbeiten. Bisher haben sich die Auto-Hersteller noch ganz gelassen gegeben, doch zwei neue Berichte lassen nun tief blicken und zeigen, dass sowohl Daimler als auch Volvo die neue Konkurrenz sehr ernst nehmen.
Anfänglich sah es so aus, als wenn sich Google und Apple „nur“ auf den Entertainment-Bereich und die Navigation für die Fahrzeuge beschränken, Google hat dafür etwa das neue Betriebssystem Android Auto ins Rennen geschickt. Doch beide Unternehmen arbeiten auch schon seit längerer Zeit an selbstfahrenden Autos, die tatsächlich schon in einer nicht ganz so fernen Zukunft eine erhebliche Konkurrenz für die Etablierten sein könnten.
Bisher haben die neuen Konkurrenten zwar noch nicht angekündigt, eigene Autos bauen und verkaufen zu wollen, doch die Spatzen pfeifen es schon längst von den Dächern: Google hat bereits Autos gebaut und hat auch die entsprechenden Strukturen zum Verkauf von Autos geschaffen und die Google Auto LLC gegründet. Google könnte sich also sehr schnell vom ursprünglichen Plan des Technologie-Lieferanten verabschieden und die Autos unter der eigenen Marke verkaufen. Und auch Apple arbeitet bekanntlich an einem selbstfahrenden Auto und dürfte dieses in Eigenregie bauen und verkaufen wollen. Als Zeitplan nennen viele Konzerne, auch Google, das Jahr 2020 als ersten Termin für den Marktstart.
Daimler
Statt sich der neuen Konkurrenz zu verschließen und diese zu belächeln, nehmen die Etablierten die beiden neuen Mitbewerber aber durchaus Ernst: So hat Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche angekündigt, dass man offen dafür ist, mit den beiden Unternehmen zusammen zu arbeiten. Er könnte sich vorstellen, dass Daimler oder eines seiner Töchter die Autos baut und Google bzw. Apple die Technologie dahinter liefern. Bisher ist aber noch nicht einmal bekannt, ob die Unternehmen nun als „Freund oder Feind“ auf den Markt kommen werden, was die Situation natürlich zusätzlich verschärft und möglicherweise zukünftige Partnerschaften erst einmal einen Riegel vorschiebt.
Denkbar ist aber natürlich auch, dass sich beide Arten von Autos völlig anders positionieren werden und beide eine Daseinsberechtigung haben. Die klassischen Autohersteller bauen weiterhin ihre „normalen“ Fahrzeuge und Google und Apple bauen ihre elektrischen selbstfahrenden Fahrzeuge. Irgendwo dazwischen würde sich dann auch noch Tesla positionieren, an dem Google aber ebenfalls schon einmal Interesse bekundet hat und eine Übernahme geplant haben soll. Daimler ist zumindest als neuer Partner von Android Auto mit an Bord, und möglicherweise geht diese Partnerschaft dann darüber auch noch hinaus in den Bau der Autos.
Volvo
Auch Volvo beäugt die beiden neuen Mitspieler sehr kritisch und positioniert sich aber eher auf der Seite des Konkurrenten als des Partners: Zwar sei man für Kooperationen bereit, aber bisher ist noch keines der beiden Unternehmen auf die Schweden zugegangen. Doch wenn sie tatsächlich offiziell in den Markt eintreten, ist das Unternehmen bereit die Neuen auch tatsächlich als Konkurrenz wahrzunehmen und auch entsprechend zu behandeln. Das klingt zwar eher wie ein gekränktes Unternehmen, das gerne gefragt worden wäre, aber ist vielleicht auch die richtige Einstellung.
Doch auch Volvo verschließt nicht die Augen und hat die Zeichen der Zeit erkannt, denn man möchte selbst ebenfalls an leistungsfähigen Elektro-Autos arbeiten die eine sehr hohe Reichweite haben – von selbstfahrend ist dabei allerdings keine Rede.
Am Ende haben wir dann wieder die Situation, dass jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht und dadurch wieder ein Riesen-Chaos entstehen wird. Denn wenn jeder Hersteller seine eigenen selbstfahrenden Autos baut, dann können diese nicht oder nur sehr schwer miteinander kommunizieren und so möglicherweise gefährliche Situationen auslösen. Besser wäre natürlich ein umfangreicher gemeinsamer Standard zwischen allen Unternehmen hinweg, die dann auch vom gesamten Straßenbau genutzt werden könnten um effiziente Systeme bauen zu können. Das ist zwar noch weit weg, dürfte aber die beste Lösung sein.
Nach der aktuellen Situation sieht es aber so aus, dass Apple und Google den Markt von hinten aufrollen und die Hersteller eiskalt erwischen werden. Zwar haben sie eine lange Vorwarnzeit, doch die Entwicklung eines solchen System benötigt natürlich extrem viel Zeit. Schon jetzt stehen die Hersteller vor dem Problem, dass sie sich langsam aber sicher für eine Plattform entscheiden müssen – iOS oder Android. Die einzige Lösung wäre es, wenn sich die Hersteller zusammenfuchsen und eine eigene Lösung entwickeln würden. Vielleicht war die Übernahme von Nokias Here schon ein erster Schritt in diese Richtung, der zumindest zeigt dass die Unternehmen sich wieder mehr Abhängigkeit wünschen.
[futurezone #1, futurezone #2]
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Im letzten Absatz kloppst du IMO aber schwer daneben. Die Sicherheit der Autos darf und wird nicht von irgendwelchen gemeinsamen Standards abhängen. Im Gegenteil muss jedes autonome Auto natürlich sicher fahren unabhängig, ob die anderen verkehrsteilnehmer autonom, menschengesteuert oder nicht einmal Autos sind. Insofern… heterogene Systeme sind an der Stelle vollkommen iO, ich würde sogar vermuten, aus Sicherheitsgründen in Sachen Software/angrffsvektorenverbreitung wünschenswert.