Googles Self Driving Car war schon in mehr als ein Dutzend Unfälle verwickelt, trug aber bisher noch nie die Schuld an einem der Auffahrunfälle – bei denen noch nie mehr als ein Blechschaden entstanden ist. Das liegt natürlich auch daran, dass die Fahrzeuge im Notfall oder in Unklaren Situationen sehr passiv fahren und mehr reagieren als agieren. Vor einigen Wochen kam es dabei zu einem sehr merkwürdigen Zwischenfall mit einem selbstfahrenden Auto und einem Radfahrer. Denn beide konnten sich minutenlang nicht darauf einigen, wer denn nun Vorfahrt hat.
Langsam aber sicher werden Googles selbstfahrende Fahrzeuge auf immer mehr Straßen eingesetzt, und so kommt es natürlich auch zu immer mehr Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern: Dass dabei auch einige Unfälle geschehen, die von dem menschlichen Gegenüber ausgelöst worden sind, hat man etwa auch in diesem sehr gut dokumentieren Fall gezeigt. Doch eine der normalerweise sehr stark gefährdeten Gruppen muss sich offensichtlich gegenüber von selbstfahrenden Fahrzeugen nicht sorgen: Die Radfahrer.
Folgende Situation hat sich vor wenigen Wochen in den USA abgespielt: Ein Radfahrer und ein selbstfahrendes Auto, dabei handelte es sich um einen von Google umgebauten Lexus, kamen nahezu zeitgleich an eine ungeregelte Kreuzung mit vier Stoppschildern in alle Richtungen. Das Google-Fahrzeug hat die Stopp-Linie etwa eine Sekunde vor dem Radfahrer erreicht, so dass es eigentlich Vorfahrt gehabt hätte. Daraufhin hat der Radfahrer angehalten, hatte aber seine Füße nicht am Boden. Genau in dem Augenblick als sich das Google-Fahrzeug dann wieder in Bewegung gesetzt hat, hat der Radfahrer zur Stabilisierung seinen Fuß auf die Straße gesetzt und ist dabei einige Millimeter nach vorne gerollt – woraufhin das selbstfahrende Fahrzeug abrupt gestoppt hat.
Als der Radfahrer sich dann anschließend wieder nicht bewegt hat, ist das Fahrzeug erneut losgefahren. Doch wieder hatte sich der Radfahrer einen sicheren Stand gesucht und hat sich dabei einen gefühlten halben Millimeter nach vorne bewegt – was das Fahrzeug erneut zum abrupten Stehen gebracht hat. Anschließend dürfte sich der Radfahrer einen Spaß daraus gemacht haben, und hat das ganze Spielchen noch etwa zwei Minuten weiter gesponnen. Wer dann anschließend als erster die Kreuzung überquert hat, geht aus dem Posting leider nicht hervor.
Near the end of my ride today, we both stopped at an intersection with 4-way stop signs.
the car got to the stop line a fraction of a second before I did, so it had the ROW. I did a track-stand and waited for it to continue on through.
it apparently detected my presence (it’s covered in Go-Pros) and stayed stationary for several seconds. it finally began to proceed, but as it did, I rolled forward an inch while still standing. the car immediately stopped…
I continued to stand, it continued to stay stopped. then as it began to move again, I had to rock the bike to maintain balance. it stopped abruptly.
we repeated this little dance for about 2 full minutes and the car never made it past the middle of the intersection. the two guys inside were laughing and punching stuff into a laptop, I guess trying to modify some code to ‚teach‘ the car something about how to deal with the situation.
Während sich die sehr kuriose Szene abgespielt hat, befanden sich in dem Auto wie üblich auch zwei Google-Mitarbeiter. Diese mussten selbst über die Situation lachen, haben aber auch hektisch auf ihren Laptops getippt – wohl um die Situation genauestens zu protokollieren und ein solches Katz- und Maus-Spiel in Zukunft zu verhindern. Denkbar wäre etwa eine größere Toleranz, so dass das Auto nicht direkt stehen bleiben muss wenn sich der Radfahrer wenige Millimeter nach vor bewegt – ein einfaches langsames weiterfahren würde es natürlich auch tun und genau so zur Sicherheit beitragen.
Während des gesamten Spiels soll sich das Fahrzeug übrigens immer weiter auf die Kreuzung bewegt und anschließend schon mehr als halb drauf gestanden haben. Das ist dann zwar das nächste Risiko, mitten auf der Kreuzung stehen bleiben, aber offenbar hat sich das Fahrzeug mit seiner einprogrammierten „Angst vor Fahrradfahrern“ wohl nicht anders zu helfen gewusst. Der Radfahrer hat übrigens sein Fazit daraus gezogen, dass er sich mit einem selbstfahrenden Auto als Gegenüber sehr viel sicherer gefühlt hat als mit einem Verkehrsgegner aus Fleisch und Blut.
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