Alphabet: Googles Umstrukturierung soll das Unternehmen vor Risiken der Moonshot-Projekte schützen
Anfang der Woche hat Google alle Nutzer, Anleger und Medien damit überrascht, dass es sich unter dem Dach der Alphabet-Holding neu aufstellt und intern viele neue Strukturen geschaffen werden. Offiziell haben Larry Page und Sergey Brin diesen Schritt damit begründet, dass sie nun mehr Energie und Zeit in ihre Moonshot-Projekte stecken möchten und sie Google in der Vergangenheit auf stabile Beine gestellt haben. Doch das ist wahrscheinlich nur die halbe Wahrheit, denn hinter dem Split dürfte vor allem auch die längst überfällige Absicherung der einzelnen Unternehmensteile stehen.
Das Unternehmen Google ist immer wieder große Risiken bei der Entwicklung von neuen Projekten eingegangen – vor allem wenn diese aus der Google X-Abteilung stammen. Doch dabei sind die Kosten für die Entwicklung eines Projekts, das vielleicht niemals auf den Markt kommt und Geld verdienen wird, noch längst der kleinste Posten: Da alle Projekte unter dem Dach der Google Inc. entwickelt worden sind, hätte diese auch vollständig für angerichtete Schäden gehaftet – ein unnötiges Risiko für das gesamte Unternehmen.
Experten hatten sich schon länger darüber gewundert, dass Google dieses unnötige Risiko eingeht und neue Projekte nicht erst durch ein neu gegründetes Tochterunternehmen entwickelt lässt. Tatsächlich bestand Google laut einem SEC-Eintrag über die Jahre nur aus drei Unternehmen: Zwei davon haben ihren Sitz in Irland und betreiben unter anderem das gesamte Unternehmen in Europa, und ein weiteres hatte seinen Sitz in Delaware. Im Vergleich zu anderen Unternehmen, The Verge etwa spricht von General Electric und Disney, ist das erstaunlich übersichtlich. Der Disney-Konzern etwa besteht aus mehr als 73 einzelnen Unternehmen, die zwar zusammen arbeiten, aber vollkommen selbstständig agieren.
Mit der neuen Alphabet-Struktur hat Google dieses Risiko nun ebenfalls deutlich minimiert und hat sich der Haftung solcher Projekte entzogen. Die Google X-Abteilung und die beiden Investment-Unternehmen Google Capital und Google Ventures sind nun eigenständige Unternehmen der Alphabet Holding und können sich so nicht gegenseitig ins Verderben reißen. Als Beispiel wird etwa genannt, dass das Project Wing – die Flugdrohnen von Google X – einen schweren Luftverkehrsunfall auslösen könnte oder dies durch eine Störung der Luftkontrolle mit versursachen könnte. Sollte ein solcher Fall eintreten, haftet nun nur noch Google X und nicht mehr das Suchmaschinen-Unternehmen und auch nicht die Alphabet-Holding.
Durch diese neue Struktur ist es für das Unternehmen nun auch einfacher, noch mehr Geld in risikoreiche Projekte zu stecken oder auch größere Übernahmen zu stemmen, ohne dabei das Hauptgeschäft zu gefährden und die Cash-Cow Google ins wanken zu bringen.
Kritiker sagen ebenfalls, dass sich das Unternehmen damit schwerer greifbar machen möchte und so diversen Kartell- und Monopol-Verfahren entgehen könnte. Statt einer gerichtlich verordneten Aufspaltung des Unternehmens, die schon mehrmals drohte, ordnet man nun selbst die Geschäfte neu und hat genügend Zeit, entsprechende Strukturen zu schaffen mit denen diese untereinander agieren können.
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