Bei Geld hört die Freundschaft und die Kollegialität auf: In vielen Unternehmen sind die Gehälter der Mitarbeiter Verschlusssache und ein Thema, über das niemals geredet wird – und auch die Mitarbeiter halten sich gegenüber von Kollegen meistens bedeckt. Auch bei Google waren Gehälter über lange Zeit ein Tabu-Thema, doch die Mitarbeiterin Erica Baker hatte vor einiger Zeit eine Aktion innerhalb des Firmennetzwerks gestartet in dem alle Kollegen ihre Gehälter eintragen sollten – mit großen Folgen.
Es wurde schon oft darüber spekuliert, dass es bei Google eine „Pay Unfair“-Regel gibt, die besagt dass zwei Mitarbeiter die die gleiche Arbeit haben nicht unbedingt auch das gleiche Gehalt bekommen. Wer sich mehr ins Zeug legt bekommt auch ein höheres Gehalt und diverse Bonuszahlungen – dadurch steigert man einerseits die Mitarbeiter-Motivation und hält talentiertes Personal einfacher im Unternehmen. Das dies tatsächlich so ist, wurde nun von Erica Baker aufgedeckt.
Baker hatte eine Tabelle erstellt, in der sie ihre Kollegen bat ihre Gehälter einzutragen – und zwar inklusive ihrem Namen, ihrer Abteilung und auch ihrem Alter und Geschlecht. Tatsächlich hat die Tabelle auch regen Zulauf gefunden und verbreitete sich im internen Google-Netzwerk wie ein Lauffeuer. Daraufhin wurde sie zu ihren Vorgesetzten bestellt und musste sich für diese Aktion rechtfertigen. Doch das Sammeln und Teilen dieser Informationen – eigentlich ja eine der Kernaufgaben von Google – war natürlich kein Kündigungsgrund. Man hatte ihr aber mitgeteilt, dass die Chef-Etagen über dieses Dokument „äußerst unerfreut“ sind.
Die Tabelle war eine gute Grundlage für andere Mitarbeiter um ihr Gehalt neu zu verhandeln, wobei viele auch Erfolg hatten und sich eine Erhöhung ihrer Zahlung aushandeln konnten. Aus Dankbarkeit wurde Baker mehrmals für eine Bonus-Zahlung vorgeschlagen, woraufhin ein Mitarbeiter normalerweise dann 150 Dollar zusätzlich bekommt. Doch dieser Bonus wurde immer wieder abgelehnt, was im Normalfall nie passiert. Natürlich ging es Baker nicht um das Geld, aber die Ablehnung zeigte schon dass sie sich sehr unbeliebt bei ihrem Arbeitgeber gemacht hat. Insgesamt wurde ihr der Bonus sieben mal verweigert, stets mit der Begründung dass sie nichts förderliches für das Unternehmen getan hat.
Baker hatte später ihren Job quittiert und arbeitet heute bei Slack und hat nun auf twitter über ihre damalige Erfahrung berichtet. Tatsächlich haben sich im Laufe der Zeit mehr als 5 Prozent aller Google-Mitarbeiter in diese Tabelle eingetragen und ihr Gehalt offen gelegt – eine doch recht hohe Zahl. Ob die Gehaltszahlungen dadurch innerhalb des Unternehmens nun im gesamten transparenter und fairer geworden sind ist nicht bekannt, aber immerhin hat die Dame auf dieses Problem – das eigentlich als Motivation für Mitarbeiter gedacht war – aufmerksam gemacht.
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