Von Zeit zu Zeit müssen alle großen Unternehmen ihre Datenbanken säubern um Karteileichen zu entfernen und ungenutzte Konten wieder los zu werden – und Google bildet dabei keine Ausnahme. Ist ein Account für sehr lange Inaktiv wird dieser deaktiviert und nach einer weiteren Zeitspanne werden alle dort gespeicherten Informationen gelöscht. Derzeit scheint es mit diesem Vorgehen aber große Probleme zu geben, denn seit einigen Tagen berichten dutzende Nutzer davon dass ihre alten Accounts ohne Vorwarnung gelöscht wurden und nicht wiederherstellbar sind.
Es ist natürlich vernünftig von Google, wenn man alte Nutzerkonten – die seit Jahren nicht mehr genutzt worden sind – zur Disposition stellt und irgendwann von den Servern löscht. Doch im Normalfall sollte dieser Prozess so ablaufen: Nach einem bestimmten Zeitraum, den Google nicht bekannt gibt, sollte der Nutzer per Mail an den eigenen und auch den angegebenen BackUp-Account darüber informiert werden dass das Konto kurz vor der Löschung steht. Nach einem weiteren festgelegten Zeitraum wird dieses dann auf inaktiv gestellt und kann noch wiederhergestellt werden, bis nach einem letzten Zeitraum dann die Daten endgültig gelöscht werden.
Doch aktuell scheint dieses System nicht zu funktionieren: Dutzende Nutzer berichten seit einigen Tagen davon, dass sie darüber informiert worden sind dass ihr altes Konto gelöscht worden ist – und zwar weil es gegen die Nutzungsbedingungen von Google verstößt. Einen Hinweis auf den genauen Verstoß und wie man diesen beheben kann gibt es nicht, doch die Nutzer hätten die Möglichkeit sich noch einzuloggen und das Konto wieder zu aktivieren und so die Daten vor der Löschung zu bewahren. Aber genau dies funktioniert nicht, denn beim Login wird ihnen mitgeteilt dass die Daten bereits unwiderruflich gelöscht worden sind.
Alle Nutzer bestätigen zwar durch die Bank weg dass es sich tatsächlich um Konten handelt die sie seit Jahren nicht mehr genutzt haben, aber dass sie sich dadurch natürlich auch keiner Verletzung der Nutzungsbedingungen bewusst sind. Außerdem gab es keine Vorwarnung sondern die Löschung wurde sofort durchgeführt. Da sich Google bisher nur in Form der Support-Moderatoren geäußert hat, die selbst natürlich keinen Einblick in die Materie haben, ist derzeit nicht bekannt ob die Daten tatsächlich unwiderruflich gelöscht worden sind oder noch wiederhergestellt werden können. Auch der Verstoß, den sich niemand erklären kann, ist daher noch nicht aufgeklärt.
Was bedeutete Inaktiv?
Jetzt steht natürlich die Frage im Raum, was genau INAKTIV bedeutet – und auch die hat Google bisher noch nicht beantwortet. Sicher ist, dass es sich um einen mehrjährigen Zeitraum handelt in dem sich der Nutzer nicht in das eigene Konto eingeloggt hat. Doch viele besitzen auch Zweit- und Dritt-Accounts zu Backup-Zwecken. Wer etwa automatisiert Daten in diesen Account, etwa in das Drive oder Photos, laden lässt hat sich ebenfalls nicht eingeloggt. Ob der Zugriff via API als Login zählt ist nicht bekannt. Auch einfache E-Mail-Weiterleitungen, die ebenfalls eine Reihe von Nutzern verwenden, könnten als inaktiv gezählt werden wenn sich der Nutzer selbst nicht mehr einloggt.
Bis Google den Fall bzw. die dutzenden Fälle aufgeklärt hat steht natürlich erst einmal ein großes Fragezeichen im Raum, doch bisher ist kein Fall bekannt in dem ein Nutzer tatsächlich seinen aktiven Account verloren hat – so dass man sich erst einmal keine Sorgen machen muss. Natürlich kann es aber nie schaden, wenn man eine Kopie des Google-Accounts via TakeOut anfordert und diese Daten auf einem externen Datenträger als Backup speichert.
Schon vor zwei Jahren hat Google auch den Inactive Account Manager eingeführt, mit dem sich festlegen lässt was bei einer längeren Inaktivität mit dem Account passieren soll. Google geht in diesem Fall davon aus dass der Nutzer verstorben ist und kann bis zu 10 Personen dann automatisiert den Zugriff auf die Daten ermöglichen oder auch optional einfach den gesamten Account löschen. Wer sich diese Einstellungen für den eigenen Account genauer ansehen möchte, kann dies im Inactive Account Manager tun.