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Instant Articles: Facebook greift die Google News mit Artikel-Hosting an

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Schon vor einigen Wochen hatte Facebook angekündigt, künftig auch komplette Inhalte von Verlagen auf der eigenen Plattform hosten zu wollen und so die Nutzer noch stärker an das eigene Netzwerk zu binden. Doch statt dieses Angebot als Angriff zu werten, sind die Verlage offenbar gerne dazu bereit ihren Content nicht mehr auf den eigenen Servern lagern zu müssen. Jetzt haben sowohl der Spiegel als auch der Springer-Verlag angekündigt, dass man beim Deutschland-Start des Angebots mit dabei sein wird.


Facebook gilt nach Google, oder teilweise auch gemeinsam mit Google, als die größte und wichtigste Traffic-Quelle für viele Verlage und Online-Publikationen und hat daher auch in diesem Bereich mittlerweile eine sehr große Marktmacht. Doch das Soziale Netzwerk will nun nicht mehr nur als Linkschleuder fungieren, sondern dem Nutzer gleich direkt den gesamten Artikel auf der eigenen Plattform anbieten. Das soll einerseits Ladezeit sparen und andererseits auch die Nutzer weiter an Facebook binden – so dass sie das Netzwerk im besten Falle gar nicht mehr verlassen müssen.

Der Grund warum die Verlage ihren Content so bereitwillig an Facebook abgeben wollen ist natürlich Geld. Das Netzwerk will 70 Prozent der unmittelbar mit diesem Inhalt eingenommenen Werbegelder an die Verlage weiter reichen. Sollten die Verlage selbst Anzeigen in ihrem Content verkaufen, dürfen sie diese Einnahmen zu 100 Prozent selbst behalten. Die Verlage verlieren also nichts, sondern erschließen sich dadurch sogar noch eine neue Einnahmequelle – und genau dies haben die Verlage lange Zeit auch von Google gefordert. Was das ganze Fass nun zum Überlaufen bringen könnte.

Viele Verlage in Europa haben im Rahmen des Leistungsschutzrechts darum gekämpft, dass Google für die genutzten Auszüge zahlen muss – und wollten so gleich an der Quelle mitverdienen. Doch Google ließ sich gar nicht darauf ein und drohte allen Verlagen mit Ausschluss aus den Google News und auch der Websuche, wenn diese eine Forderung gegen das Unternehmen stellen sollten. Dadurch ließen sich selbst Branchenriesen wie der Axel-Springer-Verlag einschüchtern und gewähren auch weiterhin den kostenlosen Zugriff auf ihre Bilder und einem kleinen Auszug.


Jetzt springt Facebook aber in die Bresche und bietet den Verlagen genau das was sie von Google gefordert haben: Eine zusätzliche Einnahmequelle. Es ist bezeichnend dass auch der Springer-Verlag von Anfang an mit dabei ist. Zwar kann man damit argumentieren dass die Leserbindung verloren geht wenn man den Nutzer nicht mehr auf der eigenen Webseite hat, aber durch die Google News ist eine solche Bindung ebenfalls nicht gegeben und das Konkurrenzangebot ist nur einen Klick entfernt. Durch ein Facebook-Like hingegen kann man den Nutzer immer wieder erreichen.

Ein weiterer Pluspunkt für die Verlage ist es auch, dass Facebook-Nutzer als Klickfreudig gelten und diese deutlich mehr Umsatz durch Werbung erwirtschaften – wodurch sich ebenfalls so manche Online-Redaktion finanzieren lassen dürfte. Die potenzielle Reichweite von Facebook Deutschland liegt außerdem bei 30 Millionen Nutzern – und das täglich:

Julian Reichelt, Chefredakteur Bild.de
Deswegen sind wir gespannt, „Instant Articles“ auszuprobieren und gemeinsam mit Facebook Lösungen zu entwickeln, die unsere einzigartigen Inhalte auf dieser Plattform noch schneller, leichter, reibungsloser und aufregender erlebbar machen.



Google dürfte diese Entwicklung und den Erfolg der neuen „Instant Articles“-Funktion aufmerksam verfolgen und sollte zeitnah darauf reagieren. In den Google News gibt es ebenfalls einige selbstgehostete Artikel, allerdings stamme diese direkt von den Nachrichtenagenturen. Da die Google News seit dem ersten Tag keine Werbebanner anzeigen, kann Google natürlich auch nicht viel mit den Verlagen teilen – außer die Einnahmen von der Websuche in denen die Schlagzeilen ebenfalls angezeigt werden. Noch besitzt Google eine starke Position als Nachrichtenquelle, doch wenn man sich auch hier die Butter vom Brot nehmen lässt, wird die Verhandlungsposition sehr schnell geschwächt. Das könnte noch sehr interessant werden.

Google hat zwar schon vorsorglich mit der Digital News Initiative reagiert, aber ob dies auch auf Dauer reichen wird bleibt abzuwarten.

» Ankündigung bei Facebook

[heise]


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