Bericht: Google bereitet sich auf heute erwartete EU-Wettbewerbsklage vor
Jetzt wird es ernst für Google: Seit Jahren untersucht die EU-Wettbewerbskommission den Vorwurf der Konkurrenz, dass das Unternehmen seine Macht im Suchmaschinenbereich missbraucht um eigene Angebote zu bevorzugen und Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Während man sich mit dem früheren Kommissar Joaquín Almunia auf doch relativ geringe Zugeständnisse einigen konnte, reicht das der Nachfolgerin Margarethe Vestager bei weitem nicht. Heute könnte nun ein neues Verfahren eröffnet werden – Google bereitet seine Mitarbeiter weltweit bereits darauf vor.
Es dürfte ein sehr sehr (sehr) langes Verfahren geben, dass für das Unternehmen in Europa sehr schmerzhaft sein kann: Der EU-Wettbewerbskommission gehen die damaligen Zugeständnisse nicht weit genug und angesichts des Marktanteils bei Suchmaschinen von weit über 90% fordern die EU-Politiker deutlich strengere Auflagen. Gestern soll sich die Kommission darauf verständigt haben, ein Verfahren gegen Google anzustreben und wird dies heute offiziell begründen und verkünden.
[Bild: TNW]
In dem Vorwurf geht es einmal mehr darum, dass Google eigene Angebote in der Suchmaschine noch über den Ergebnissen platziert und sich so einen Vorteil verschafft. Außerdem wird der Nutzer bei vielen Anfragen mittlerweile direkt mit einer Antwort beglückt, etwa bei der Suche nach dem Wetter, Hotel-Preisen oder auch Flugtickets und Auto-Routen. Die Konkurrenz ist damit praktisch überflüssig und sieht angesichts der dominanten Stellung von Google als Suchmaschine keinen anderen Weg als die Klage.
Wie die EU und Google nun gemeinsam weiter verfahren wollen ist vollkommen offen. Schon mehrfach wurde die Zerschlagung des Unternehmens in ein Suchmaschinen-Business und dem Rest gefordert, und im schlimmsten Falle könnte es dann nun auch soweit kommen. Problematisch an der Sache ist aber, dass Google nahezu alle anderen Angebote neben der Suchmaschine quersubventioniert und diese alleine möglicherweise finanziell nicht tragbar sein könnten. Natürlich gibt es davon auch Ausnahmen, aber mit vielen Angeboten macht Google ein Verlustgeschäft. Diese sind einzig und allein dafür da, um die Suchmaschine mit Daten zu füttern.
Aber nicht nur gegen die Suchmaschine soll ein Verfahren eröffnet werden, sondern auch gegen die Dominanz von Android. Das Betriebssystem hat mittlerweile ebenfalls einen so großen Marktanteil, und ist mit dutzenden Google-Diensten verknüpft, so dass auch hier der Konkurrenz kaum ein Spielraum zum Überleben bleibt – so zumindest die EU-Kommission. In einer internen Memo an die Belegschaft, die nun öffentlich wurde, bereitet Google seine Mannschaft auf das schmerzhafte Verfahren vor:
Googlers —
As the Financial Times has just reported, the European Commission will tomorrow issue a Statement of Objections (SO) regarding the display and ranking of certain search results, in particular shopping. This is obviously very disappointing news, especially for the search team that has worked so hard to create a great experience for our users over the last 16 years.
First, a few facts about the SO process. An SO is not a final finding. It’s a document in which the Commission staff sets out its preliminary arguments so that the company in question can respond. Expect some of the criticism to be tough. But remember, it’s also an opportunity for Google to tell our side of the story. The back-and-forth over an SO can take some time (even a year or two), and in a number of cases has resulted in the Commission modifying their claims or settling the case. If the two sides cannot settle their differences, the Commission issues an infringement decision, which can be appealed in court.
We have a very strong case, with especially good arguments when it comes to better services for users and increased competition:
Better services for users: Google Search has improved tremendously since the days of ten blue links. We can now answer many queries directly, saving users huge amounts of time and effort–whether it’s the weather, directions to the local pharmacy, flights, or where to get the cheapest camera.
Increased competition:
The competition is just one click away — and it’s growing. People can use Bing, Yahoo, Quora, DuckDuckGo, and a new wave of search assistants like Apple’s Siri and Microsoft’s Cortana, as well as more specialized services like Amazon, Idealo, Le Guide, Expedia, or eBay. In addition, users increasingly turn to social networks like Facebook and Twitter to find news and suggestions — where to eat or which movies to watch.
Mobile is changing everything — with the explosion of apps taking people directly to the information they want. Today 7 out of every 8 minutes on mobile devices is spent within apps. Yelp, for example, has said that over 40% of its traffic comes direct from its mobile app.
Competition online is thriving — despite what many of the complainants in this case allege. Indeed if you look at shopping, it’s clear that there’s a ton of competition (including from Amazon and eBay) that has not been harmed by Google’s own shopping service. Just look at the following graphs compiled using comScore data:
We believe that the Commission will also open a formal investigation into Android tomorrow. This is just the start of a process and does not mean the EC will necessarily take action (for example they opened and closed an inquiry into iTunes a few years ago). We have a very strong case on Android as well:
Android has lowered prices and increased choice for consumers (there are over 18,000 different devices available today);
It’s an open-source operating system that can be used free-of-charge by anyone;
We paid out over $7 billion in revenue over the past year to developers and content publishers;
Consumers decide which apps they use and download on Android devices. Apps that compete directly with Google such as Facebook, Amazon, Microsoft Office, and Expedia are easily available to Android users; and
Many of these apps come pre-loaded onto Android devices. Google apps, like Search, Maps, Gmail, and Google Play, are also available out of the box on many handsets. The recent Samsung S6 is a great example of this — there are pre-installed Facebook, Microsoft, and Google apps.
All told, consumers have a lot of choice — and they are exercising it. And many, many other companies have very successful mobile businesses — including Apple, the most valuable (mobile) company in the world.
Finally, we know the upcoming announcements will be distracting. But you can help in two ways. First, by not commenting on pending legal issues, internally or externally. And second, by focusing on what you all do best … building great products that serve our users and customers.
Aus der Memo geht eindeutig hervor, dass Google die Konkurrenz bei weitem nicht so erdrückt wie es dargestellt wird: Tatsächlich ist Google in allen angekreideten Gebieten nur ein kleines Licht und kann kaum Nutzer auf sich versammeln. Diese Unterlagen dürfte man natürlich auch der EU vorgelegt haben, wie man das Verfahren dennoch begründen möchte bleibt spannend.
Es ist absolut noch nicht abzusehen wie dieses Verfahren ausgehen wird, für das Unternehmen dürfte es aber wohl das längste und teuerste der bisherigen Geschichte werden. Doch am Ende sind auch wir europäische Nutzer von dem Verfahren und der zu erwartenden Entscheidung betroffen: Möglicherweise ist die Verknüpfung der Google-Dienste schon bald wieder Geschichte, wodurch etwa Angebote wie Google Now unmöglich weitergeführt werden können. Die „schöne heile Welt“ die Google seinen Nutzern kostenlos anbietet und die vielen Angebote könnten schon bald reihenweise eingestellt werden, da sie eben alleine nicht mehr tragbar sind. Im absoluten Worst Case ist es sogar denkbar dass sich Google aus Europa zurück ziehen wird und hier nur noch die Suchmaschine betreibt…
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Wir werden es überleben! – Allmacht ist nicht gut. Regulierung und Normierung ist halt typisch europäisch. Wir sind halt nicht in Amerika, wo mehr durchgeht!
Wahrcheinlich wird dieser Prozess sich noch etwas hinziehen. Ich bin gespannt welche
Konsequenzen er für den Suchgiganten hat und ob man überhaupt etwas gegen Google
anrichten kann. Ich bleibe sicherlich auf dem Laufenden!
–
Laura
http://www.amsadvocaten.de/