Googles scheidender Finanzchef Patrick Pichette hat das Unternehmen in den vergangenen sieben Jahren auf stabile finanzielle Grundlagen gestellt und hinterlässt seiner Nachfolgerin wahrlich keine leichte Aufgabe. Zum Abschied hat Pichette nun noch einmal einen Joker in der Hinterhand mit dem Google jährlich einen Betrag von mehr als einer Milliarde Dollar einsparen kann – heute hat er Details zu seinem letzten, aber nicht weniger genialen, Mammutprojekt bekannt gegeben.
Über die Jahre hat sich Google den Ruf eines Unternehmens aufgebaut, das niemals Daten löschen will und über kurz oder lang ALLE Informationen auf der Welt zu digitalisieren und auf den eigenen Servern zu speichern und an die Nutzer auszuliefern. Mit diesem System war Google einer der Vorreiter beim verlagern von nahezu allen Nutzerdaten in die Cloud und ist auch heute insgesamt betrachtet noch der größte Komplettanbieter in diesem Bereich – aber langsam werden nun auch die Folgen dieser Entwicklung deutlich.
Google hat wie viele andere Cloud-Unternehmen auch das ständige Problem des immer schneller wachsenden Datenberges. Nicht nur dass die Nutzer täglich Terabytes an neuen Daten produzieren, sei es nun ein Mail-Anhang, das Google Drive oder YouTube, sondern auch die längst vergessenen Daten aus der Vergangenheit müssen stetig in den Datenzentren gespeichert werden. Dazu kommen dann noch mehrere Backups um bloß kein einzelnes Byte an Nutzerdaten zu verlieren – der Imageschaden wäre enorm. Das ging nun viele Jahre gut, aber so langsam kommt Google nicht mehr mit dem Bau von Rechenzentren hinterher – da die Geschwindigkeit des Datenwachstums immer weiter an Fahrt aufnimmt.
Das stellt das Unternehmen auch vor eine gewaltige finanzielle Herausforderung: Der Umsatz wächst zwar weiterhin, aber genau so explodieren auch die Kosten für die Datenspeicherung immer weiter. Langfristig gesehen kann diese Rechnung nicht aufgehen, das weiß auch Patrick Pichette. In enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und Softwareentwicklern von Google hat er nun aber eine sehr einfache Lösung für dieses Problem gefunden: Outsourcing.
Wenn es ein Unternehmen gibt das vergleichbare Kapazitäten wie Google bietet, dann ist es amazon. Und genau dorthin sollen die Daten nun wandern. In mehrmonatigen Verhandlungen konnte Pichette einen Deal herausschlagen der es sowohl Google als auch amazon erlaubt auf beiden Seiten Kosten zu sparen. Google wird seine Rechenzentren an amazon verkaufen und diese gleichzeitig wieder über die amazon Cloud zurück mieten. Während bei Google der gesamte technische Aufwand der Wartung, des Personals und auch der Bau neuer Rechenzentren entfällt, kann amazon seinen mit Abstand größten Kunden nun zum erlesenen Kreis zählen.
Doch Outsourcing kann natürlich jeder Manager. Pichette hingegen hat nun einen ganz besondere Joker in der Hand: Zwar hat er in langen zähen Verhandlungen mit amazon schon einen guten Preis herausschlagen können, aber über einen Umweg konnte er den Deal seines Lebens abschließen: Er hat für Google ein amazon Cloud Drive für 59,99 Dollar pro Jahr eingerichtet, das seit neuestem unbegrenzten Speicherplatz bietet. Schlau wie er ist hat er dieses gleich für 100 Jahre im voraus bezahlt – die 60.000 Dollar hatte er noch in der Cafeteria gefunden – und hat nun die Administratoren dazu angewiesen, den gesamten Datenbestand von Google auf dieses umzuziehen.
Während zwischen Mountain View und Seattle seitdem die Datenleitungen glühen, hat Pichette von Larry Page das Googleverdienstkreuz bekommen. Nutzer müssen aber nicht besorgt sein, da Google bei der Ankündigung noch einmal ausdrücklich darauf hinweist dass alle Daten verschlüsselt auf den Servern liegen und amazon keinen Zugriff auf diese bekommen wird.