Mit Android & Chrome hat Google innerhalb weniger Jahre nahezu die gesamte IT-Branche umgekrempelt und ist zum weltweit größten Betriebssystem-Hersteller aufgestiegen. So sehr man aber die Kontrolle über die Software übernommen hat, desto weniger hatte man sich in der Vergangenheit um den Vertrieb der eigenen Hardware gekümmert. Jetzt scheint Google endlich auch verstanden zu haben, dass auch Hardware ansprechend präsentiert werden will um beim Kunden anzukommen. Dazu hat man gestern zwei große Schritte nach vorne gemacht.
Mit den Nexus-Geräten bietet Google eine der erfolgreichsten Smartphone-Reihen der Welt und hatte die Konkurrenz, die gleichzeitig auch Partner ist, stets vor sich hergescheucht und die Möglickeiten des eigenen Betriebssystems aufgezeigt. Ebenso hält man es mit neuen Chromebook Pixel, doch diese Hardware möchte dann natürlich auch an den Mann gebracht werden – und genau diese Bereich hatte man fast schon sträflich jahrelang vernachlässigt. Doch jetzt übernimmt Google auch hier die Kontrolle.
Google Shop
Schon seit mehreren Jahren hat Google diverse Verkaufstheken bei verschiedenen Einzelhändlern weltweit um sich vom „Rest“ abzuheben, eben so wie es auch Apple und Samsung mit abgetrennten Bereichen seit Jahren vorgemacht haben. Das hat die Produkte zwar in den Fokus gerückt, hat aber noch immer keine Nähe zum Kunden aufgebaut. Mit dem jetzt eröffneten neuen Google-Shop in London hat man nun erstmals tatsächlich einen Store eröffnet, in dem der Nutzer die Produkte erleben und auch mit Fachpersonal reden kann.
Durch die Kontrolle über diese Stores kann Google in Zukunft auch Schwerpunkte setzen und den Fragen der Nutzer direkt begegnen und endlich auch einen sichtbaren Ansprechpartner bieten. In den Shops sollen die Kunden nicht nur erleben, sondern auch lernen können. Man möchte regelmäßig kleine Seminare bzw. Kurse abhalten um den Nutzern die Technik näher zu bringen und sie vielleicht in die kleinen Geheimnisse einzuweihen die den Unterschied machen können. Bleibt nur zu hoffen dass man dieser Schiene treu bleibt, Anläufe hat man ja schon genug unternommen.
Google Store
Bisher war Googles Onlineshop für Hardware schon sehr symptomatisch: Den Smartphones und Tablets wurde nur ein Unterbereich in einem eigentlich auf digitalen Gütern basierenden Onlineshop eingeräumt worden – und die Produktpräsentation musste sich der Oberfläche anpassen. Mit dem neuen Google Store hat man nun eine völlig neue Plattform geschaffen, in der die Produkte nun ansprechend präsentiert werden können. Hier bekommt der Nutzer nicht nur das Gefühl, einfach ein Produkt kaufen zu sollen, sondern kann sich erst einmal von seiner Wahl überzeugen lassen.
Der Onlineshop bietet neben vielen Informationen zum eigentlichen Produkt auch die Unterscheidungsmerkmale, Informationen über das dahinterliegende Betriebssystem Android und auch Reviews aus der Fachpresse. Auch hier setzt Google mehr auf den Erlebnisfaktor, um dem Nutzer ein gutes Gefühl zu geben und ihn auch nach dem Kauf noch bei der Überzeugung zu lassen, auf das richtige Produkt gesetzt zu haben. Schon in naher Zukunft könnte der Google Store die erste Anlaufstelle für alle Google-Hardware werden und auch zum wichtigen Umsatzbringer aufsteigen.
amazon
Natürlich muss man die eigenen Produkte auch beim weltgrößten Online-Einzelhändler listen lassen, denn ein Großteil der Google-Hardware dürfte über die virtuelle amazon-Theke gehen. Auch hier gibt es seit kurzem aber auch einen offiziellen Google-Shop in dem die Produkte ansprechend präsentiert werden. Als erstes wird der Nutzer mit den vier großen Themen Nexus, Android Wear, Chrome OS & Chromecast begrüßt und dann zur jeweiligen Unterseite weitergeleitet. Auch hier finden sich dann nicht nur dumpfe Auflistungen sondern viele weitere Informationen.
Auch wenn man sich dann für ein Produkt entschieden hat, ist die Produktseite mittlerweile sehr viel ansprechender als früher gestaltet und versorgt den Nutzer direkt mit vielen Informationen und in den meisten Fällen auch kurzen Produktvideos. Beworben wird der Shop teilweise auf der Startseite von amazon, die meisten Nutzer dürften aber über die Suchfunktion dort hin kommen. Gibt man eine Suchanfrage wie Nexus, Chrome oder Chromecast ein, wird der Google-Shop direkt am oberen Rand verlinkt.
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Es wurde wirklich Zeit dass Google die hauseigene Hardware nicht mehr so stiefmütterlich wie bisher behandelt, zumindest was den Vertrieb angeht. Da der Bereich aber in den letzten Jahren auch Umsatztechnisch immer wichtiger wurde, und durch nest wohl eine ganze Menge neuer Hardware zu erwarten ist, hat sich Google nun endlich ein Herz gefasst und die Präsentationen komplett überarbeitet und in die eigene Hand genommen. Nicht dass die Geräte und bisherigen Verkaufszahlen dies nötig hätten, aber etwas mehr Nähe zum Kunden ist zur Bindung und Vertrauenssteigerung natürlich nicht verkehrt.