Der Chef von Google X mit dem schnittigen Namen Astro Teller (Der Herr heißt wirklich so!) hat auf der SXSW-Konferenz etwas mehr Einblick in die verschiedenen Projekte aus Googles nicht-ganz-so-geheimen Forschungslabor gegeben. Er spricht dabei vor allem über die Fehler die man in der Vergangenheit gemacht hat, mit dem Schwerpunkt auf den Fehlern, die man sogar gerne gemacht hat. Insbesondere in der Kommunikation rund um das viel diskutierte Thema Google Glass ist einiges schief gelaufen.
Google hat die Türen seines Forschungslabors in der Vergangenheit schon öfter einen kleinen Spalt geöffnet und kleinere Einblicke in die Arbeitsweise von Google X gegeben – und so auch in diesem Fall. Abteilungsleiter Astro Teller spricht auf der SXSW-Konferenz vor allem über das in der Öffentlichkeit als gescheitert wahrgenommene Projekt Google Glass und auch einige andere populäre Projekte und Schwierigkeiten bei deren Entwicklung.
Anfang des Jahres überraschte Google mit der Ankündigung, dass der offene Verkauf von Glass gestoppt wird und das Projekt noch einmal von Grund auf überdacht werden soll. Doch dabei handelte es sich laut Astro nicht um ein Eingeständnis des Scheiterns, sondern einem ganz klaren – bereits vorher festgelegten – Plan. Glass war in der bekannten Form nie für den Endverbraucher gedacht sondern war stets ein Projekt in der Entwicklung, das lediglich mit der Öffentlichkeit geteilt wurde um Erfahrungen zu sammeln, Feedback zu bekommen und das Konzept zu perfektionieren.
Der Fehler lag allerdings bei Google selbst, denn das Unternehmen hat einiges dafür getan um aus dem Forschungsprojekt ein fertiges Produkt zu machen – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Ob es hier tatsächlich nur an der Kommunikation nach außen gelegen hat – oder vielleicht gab es auch Google-intern zwischen X und dem Unternehmen Differenzen über Glass – lässt er durch seine Statements allerdings offen. Derzeit ist Glass jedenfalls wieder in Entwicklung und das Projekt ist noch lange nicht auf das Abstellgleis geschoben werden, es ist nur wieder etwas mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung herausgenommen worden.
The thing that we did not do well, that was closer to a failure, was that we allowed and sometimes even encouraged too much attention for the program
We did things which encouraged people to think of this as a finished product
Fehler beim Self Driving Car, Loon & Co.
Aber auch bei anderen Projekten musste man Rückschläge einstecken, über die die Forscher aber ganz und gar nicht traurig sind. Durch Fehler lernt man, das ist bekannt, und genau so hält man es auch bei Google X. Tatsächlich sind die Ingenieure enttäuscht wenn etwas beim ersten mal glatt läuft – so etwa geschehen beim Project Wing. Zwar hat alles funktioniert, aber möglicherweise weiß man gar nicht warum etwas funktioniert hat und kann daraus nur wenig lernen. Beim Project Loon hingegen gab es immer wieder Rückschläge mit den Ballons, da ständig Luft ausgetreten ist oder die Ballons vom Wind davon geweht wurden.
Auch das Self Driving Car ist in den vergangen Monaten immer weiter in die Öffentlichkeit gerückt und ist mittlerweile ein großes Thema bei allen Autoherstellern und Messen. Nach jahrelanger Entwicklung musste Google den Schritt gehen und das Fahrzeug auf eine offene Straße bringen, um weiter nach Fehlern zu suchen und aus den Erfahrungen zu lernen. Teller gibt dabei auch einen Schwachpunkt preis mit dem kaum jemand gerechnet hätte: Der Mensch. Dieser muss laut den Straßenverkehrsgesetzen weltweit auch bei einem autonomen Fahrzeug stets eingreifen könen. Allerdings kann man sich darauf nicht verlassen, da dieser sehr schnell Unaufmerksam wird wenn er nicht selbst die Kontrolle hat und im Ernstfall nicht schnell genug eingreifen kann – das System muss also soweit verbessert werden, dass kein eingreifen mehr notwendig ist. Aus diesem Grund hatte das erste Google Car auch keine Pedalen und kein Lenkrad.
Während einer Testphase hat es aber auch einen Beinahe-Unfall gegeben den Google bisher verschwiegen hatte: Eine ältere Dame im Rollstuhl hat die Straße überquert und dabei eine Ente vor sich hergescheucht, doch das Auto hat beide wohl nicht als Problem erkannt und ist nicht stehen geblieben. Nur der Eingriff des menschlichen Beifahrers hat verhindert dass es zu einem Unfall gekommen ist. Ob das Problem hier der Rollstuhl oder die Ente gewesen ist (die das Fahrzeug vielleicht als Taube erkannt hat und davon ausging dass sie von selbst wegfliegt) ist nicht bekannt. Dieser Fall zeigt aber, dass das System bei weitem noch nicht ausgereift ist. Auch die Haftungsfrage im Falle eines Unfalls ist bis heute nicht geklärt.
Bis daraus ein fertiges Produkt wird, haben die Ingenieure jedenfalls noch viel Zeit und Potenzial um Fehler zu machen… 😉