Cookie-Umgehung: Britisches Gericht lässt Sammelklage gegen Google zu
Vor mehr als drei Jahren ist Google aufgrund der unberechtigten Cookie-Sammlung in mehreren Browsern in die Schlagzeilen geraten und musste viel Kritik für diese Vorgehensweise einstecken. Zwar hatte man die eigentliche Technik schon vor dem Bekanntwerden des „Skandals“ zurückgezogen, dennoch gab es viele Untersuchungen gegen das Unternehmen. Da aber auch die britischen Amtsmühlen sehr langsam mahlen hat ein britisches Berufungsgericht erst jetzt entschieden, dass eine Sammelklage gegen Google in diesem Fall gerechtfertigt ist.
Google hatte damals auf eine Technik gesetzt, die es erlaubt hat die Datenschutzeinstellungen des Safari und Internet Explorer zu umgehen und Tracking-Cookies für DoubleClick zu setzen – um so noch mehr Informationen über den Nutzer zu sammeln und ihm noch passendere Werbebanner anzuzeigen. Das hat dem Unternehmen neben negativer PR auch Untersuchungen vor allem in den USA und anschließend eine Rekordstrafe von 22,5 Mio. Dollar eingebracht. Eine sehr viel höhere Summe könnte nun in Großbritannien drohen.
Anfang 2013 hatten sich einige Briten zu einer Sammelklage zusammengeschlossen, die allerdings zuerst abgewiesen wurde. Mehr als zwei Jahre danach hat das Berufungsgericht nun entschieden dass die Klage zulässig ist und den Nutzern tatsächlich ein Schaden entstanden ist. Eine kalifornische Richterin sah dies damals anders und hatte eine Sammelklage abgewiesen, da sie keinen persönlichen nennenswerten Schaden für die Nutzer gesehen hatte – damals ein großer Erfolg für Google. In UK droht nun ein erheblicher finanzieller Schaden.
Da die Sammelklage nun für zulässig erklärt worden ist, können sich alle britischen Safari-Nutzer dieser Klage anschließen und ebenfalls Schadensersatzforderungen stellen. Die Höhe dieser Forderungen ist dabei nach oben hin unbegrenzt – und könnte daher extrem teuer für das Unternehmen werden. Die FTC sah damals eine Strafe von 16.000 Dollar pro Nutzer pro Tag vor. Wenn die britischen Gerichte den Schaden ähnlich hoch sehen dürfte es sehr ungemütlich für das Unternehmen in Großbritannien werden. Vom erneuten PR-Schaden ist dabei noch gar nicht die Rede, denn das Thema war eigentlich schon seit langer Zeit vergessen und wird nun wieder aufgewühlt.
Da die Briten nun sehr lange für ihre Entscheidung gebraucht haben, dürfte auch das nun folgende Verfahren wieder einiges an Zeit in Anspruch nehmen – und jeder Tag mehr in den Schlagzeilen ist für Google natürlich ein zusätzlicher Schaden. Das Unternehmen zeigte sich in einer ersten Stellungnahme „sehr enttäuscht“, die Kläger zeigen sich sehr erfreut und feiern „den Sieg Davids gegen Goliath“. Nun möchte man „den Giganten vor den Gerichten für seine inakzeptablen, unmoralischen und ungerechtfertigten Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen“.
» Themenübersicht: Cookie-Umgehung bei Safari & IE
[heise]
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