Anfang 2014 hat Google die Open Automotive Alliance gegründet, und möchte damit die Erfolgsgeschichte der Open Handset Alliance noch einmal wiederholen, die den Grundstein für den Erfolg von Android auf dem Smartphone und dem Tablet gelegt hat. Im laufe des vergangenen Jahres konnte Google viele Partner aus der Auto-Industrie für sich gewinnen die in Zukunft ihre Neufahrzeuge mit dem Android-Betriebssystem ausstatten wollen. Jetzt hat auch Daimler angekündigt, noch in diesem Jahr der Allianz beizutreten.
In diesen Tagen sieht sich die Auto-Industrie vor ganz neuen Herausforderungen: Nicht nur dass IT-Giganten wie Google und Apple an eigenen Fahrzeugen arbeiten, nein sie möchten schon heute die Kontrolle über die Daten der Fahrer sammeln und stellen dafür ihre eigenen Plattformen zur Verfügung. Die Hersteller müssen sich nun entscheiden ob sie in Zukunft auf Apples CarPlayer oder Android Auto setzen wollen – oder als Alternativmöglichkeiten zweigleisig fahren oder gar ein eigenes System entwickeln.
Viele Hersteller haben sich im vergangenen Jahr Googles Allianz angeschlossen und die Liste der Partner wird immer länger. Während zur Gründung nur Audi, General Motors, Honda und Hyundai mit an Bord waren, ist allein die Liste der Auto-Hersteller mittlerweile auf 28 Mitglieder angewachsen. Auch die Liste der Technologie-Partner wird immer länger, wobei auch hier schon viele prominente Namen aus der Industrie mit dabei sind. Erst vor zwei Tagen hat Pioneer sein erstes Android Auto-Gerät vorgestellt, mit dem jedes Fahrzeug auch nachträglich nachgerüstet werden kann.
Daimler bringt sich in Stellung
Daimler hatte sich bisher vor der Entscheidung gedrückt auf welches System man denn setzen möchte, hat aber eher zu Apple tendiert – da man hier wohl die potenziell gleiche Zielgruppe erwartet hat. Doch die Einführung des Systems wurde vorerst verschoben und nun steht man kurz davor, auch Googles Allianz beizutreten. Ob das Unternehmen zukünftig doppelgleisig fahren oder nur Android unterstützen wird ist derzeit aber noch nicht abzusehen. Allerdings könnte es bei den Verhandlungen mit Google einige Schwierigkeiten geben, wie ein Konzernsprecher zwischen den Zeilen durchblicken lässt.
Wir glauben, dass Google für die Integration von Smartphones beispielsweise nicht auf die Daten der Tankfüllung zugreifen und auch nicht über das Auto die GPS-Daten abfragen muss, wenn der Fahrer diese ohnehin schon mit seinem Smartphone übermittelt, das er mit dem Auto verbindet.
Das widerspricht ganz und gar Googles Ankündigung, dass man in Zukunft noch tiefer in das Fahrzeug integriert sein möchte und eben genau auch auf diese Daten zugreifen möchte. Google möchte sich nicht auf das reine Infotainment-System beschränken lassen, sondern in Zukunft auch alle wichtigen digital verfügbaren Daten sammeln, verarbeiten und dem Nutzer anzeigen – und möglicherweise in noch fernerer Zukunft auch die Steuerung der Fahrzeug-Systeme die nicht für die reine Fahrt zuständig sind übernehmen.
Mit der langen Liste von Partnern kann Google sich eigentlich jetzt schon sicher sein dass die Verbreitung von Android Auto in Zukunft signifikante Marktanteile erreichen wird. Durch die nahtlose Verbindung mit dem Smartphone des Nutzers bzw. Fahrers bringt es auch dem Besitzer des Fahrzeugs viele Vorteile. Es dürfte wohl nicht mehr lange dauern, bis das Betriebssystem zum wichtigen Kauf-Kriterium für die Neuanschaffung eines Fahrzeugs wird.
[heise]