Seit vielen Jahren arbeitet Google am Self Driving Car und konnte dabei immer wieder wichtige Meilensteine erreichen, den wohl wichtigsten konnte man aber erst vor gut zwei Wochen abhaken: Die Fahrzeuge fahren ab sofort auch im Stadtverkehr von Mountain View und stellen sich dabei völlig neuen Herausforderungen. Ein Verge-Journalist durfte nun als Passagier dabei sein und gibt viele interessante Einblicke in das ehrgeizige Projekt.
Das Ziel, das Fahrzeug selbstständig fahren zu lassen haben Googles Entwickler schon vor längerer Zeit erreicht. Doch natürlich müssen auch Ampeln, Verkehrszeichen, allgemeine Verkehrsregeln und alle weiteren Fahrzeuge beachtet werden – und auch diesen Meilenstein will Google nun erreicht haben und schickt die eigenen Fahrzeuge nun in den Stadtverkehr mit seinen völlig neuen Herausforderungen.
Als Casey Newton in das Self Driving Car einsteigt, ist er vor allem über die Inneneinrichtung erstaunt, die auf den ersten Blick an ein vollkommen normales Fahrzeug erinnert und die gesamte Technik mittlerweile sehr gut in den nicht sichtbaren Bereich verbannt. Ins Auge sticht lediglich ein großer roter Knopf, der sowohl vom Fahrer als auch vom Beifahrer sehr gut erreicht werden kann. Mit einem Druck auf diesen Button wird die Automatik sofort abgeschaltet und der Fahrer kann übernehmen.
Die Fahrt mit dem Fahrzeug soll überraschend flüssig und angenehm ruhig sein und das Fahrzeug sich sehr souverän durch den Straßenverkehr bewegen. Anfahren, Bremsen, Spurwechsel und Abstand halten läuft vollkommen ohne ruckartigen Bewegungen ab. Auch Ampelschaltungen berechnet das Fahrzeug vollautomatisch und kann so sehr gut abschätzen ob an einer gelben Ampel gehalten oder noch weiter gefahren werden muss. In einem Beispiel hätte der Journalist gehalten, das Auto selbst hat aber noch einmal aufs Gas gedrückt und es vor dem umschalten auf Rot über die Kreuzung geschafft.
Dass sich nicht immer alle Verkehrsteilnehmer, allen voran Fußgänger, an die Verkehrsregeln halten weiß das Self Driving Car ebenfalls: Hat z.B. eine Fußgängerampel gerade erst auf Rot und die eigene gerade erst auf Grün umgeschaltet, verlangsamt das Fahrzeug automatisch und hält nach Fußgängern Ausschau die eventuell noch bei Rot über die Straße rennen oder es nicht rechtzeitig geschafft haben die Fahrbahn zu verlassen.
Derzeitige Probleme: Neue Städte, Eis & Regen
Allerdings ist nicht alles Gold was glänzt: Auch wenn das Fahrzeug flüssig und sicher durch den Verkehr gleitet – dies ist nicht allein das Ergebnis der dutzenden Sensoren und Algorithmen: Das Fahrzeug hat detailierte Karten-Daten von Googles Heimatstadt gespeichert und kennt damit jeden Millimeter und jede Besonderheit ganz genau und ist auf alles vorbereitet. Wie das Fahrzeug auf eine komplett unbekannte Stadt reagiert, was es im Alltag natürlich tun muss, ist nicht bekannt.
Ein weiteres großes Problem sind derzeit auch Umwelteinflüsse: Bisher hat man die Autos noch nie öffentlich bei Schnee & Regen fahren lassen. Beides beeinflusst einerseits die komplette Fahrweise und das Fahrzeug kann unvorhergesehen reagieren, sondern es verwirrt vor allem auch die Kameras und Sensoren. Befindet sich ein Regentropfen vor der Kamera, sieht das gesamte Bild plötzlich anders aus und das Fahrzeug trifft möglicherweise völlig falsche Entscheidungen.
All diese Probleme sollen aber laut einem Google-Entwickler lösbar sein und man arbeite diese gerade mit verschiedenen Prioritäten ab. Im Jahr 2012 hat Google-Gründer Sergey Brin das Ziel vorgegeben, dass die Fahrzeuge 2017 in den Verkauf gehen sollen – an diesem ehrgeizigen Ziel wird man aber aufgrund der Probleme und mangels Partnerschaften kaum festhalten können. Kein Hersteller möchte in diesem Punkt das Zepter aus der Hand geben und mit Google zusammen arbeiten, daher wird man in Zukunft wohl auch eigene Autos bauen müssen.
» Erfahrungsbericht bei The Verge