Clever: So gehen die Google Maps mit Streitigkeiten über Ländergrenzen um
Weltweit gibt es über 200 Gebiete und Landstriche mit Territorialstreitigkeiten, bei denen nicht eindeutig geklärt ist zu welchem Staat diesen gehören – bzw. um die ein (kalter) Krieg geführt wird. Da die Google Maps mittlerweile in nahezu jedem Land über genaues Kartenmaterial verfügen, und man nicht in einen Konflikt mit hereingezogen werden möchte, haben Googles Entwickler eine clevere Lösung zur Darstellung der Grenzen gefunden.
Wenn sich zwei oder mehrere Länder nicht über Besitzverhältnisse einigen können und auch die UN oder andere Organisationen teilweise keine Meinung dazu besitzen bzw. diese von vielen kritisiert wird, muss sich Google bei der Zeichnung der Grenzen in den Maps natürlich etwas einfallen lassen. Als US-amerikanisches Unternehmen einfach den jeweiligen amerikanischen Standpunkt zu vertreten wäre dabei kaum hilfreich und würde nur zu noch mehr politischen und wirtschaftlichen Konflikten führen.
Also macht Google es folgendermaßen: Die Grenzen werden je nachdem von welchem Ort aus die Maps aufgerufen werden, an einer anderen Stelle angezeigt. Als Beispiel zeigt die obige Animation den indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh bei einem Besuch aus Indien natürlich in der indischen Grenze an. Ruft man die exakt gleiche Karte aus China auf, wird die Grenze verschoben und der Bundesstaat gehört plötzlich zu China. Dadurch wird man beiden Ansprüchen gerecht.
Ganz ähnlich verfährt Google mit nahezu allen Plätzen auf der Welt um die es Streitigkeiten gibt, zumindest wenn es die politische Situation zulässt. Damit geht man nicht nur Konflikten aus den Weg, sondern unterstützt auch die Meinung der Bevölkerung des jeweiligen Landes, die „ihre“ Grenzen auf der Karte so sehen, wie es von der Politik des eigenen Landes vorgegeben wird.
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Und was, wenn man Google Maps in der betroffenen Region aufruft? Bekomme ich dann die oben gezeigte Animation?
Das kommt ganz auf die IP an, stammt diese von einem indischen ISP bekommst du die Version mit dem Bundesstaat auf indischer Seite. Hast du nun aber eine IP eines chinesischen ISP dann bekommst du die Version mit dem Bundesstaat auf chinesischer Seite zu sehen.
Die Frage zielt doch eher auf die Situation, wenn ich aus Deutschland die betroffene Region aufrufe. Was passiert dann? Ich möchte dann doch keine (Bsp) pro Indische / Chinesische Version?!
Und die Armeen der Länder verlassen sich auf Google Maps…
http://www.welt.de/politik/ausland/article10817890/Nicaragua-marschiert-aus-Versehen-in-Costa-Rica-ein.html
Und das soll clever sein? Au contraire.
In einem anderen Zusammenhang wäre der Aufschrei groß, man denke nur an Preise in Onlineshops, die sich je nach Aufrufort ändern (das mit dem Aufruf Desktop- vs. Mobilbrowser hatten wir ja gerade).
Für mich ist das gezielte Verfälschung von Informationen. Clever wäre, das umstrittene Gebiet als umstrittenes Gebiet zu markieren. Damit wird niemand verprellt und der Informationsgehalt höher.
…wobei dies zumindest bei einem Aufruf aus einem Drittland auch der Fall ist. Somit haben aber die Inder, die Chinesen und der Rest der Welt immer noch drei unterschiedliche Stände der Situation.
Hm, clever, naja. Es gibt oftmals auch kritische Geister in der eigenen Bevölkerung, die anders denken als „es von der Politik des eigenen Landes vorgegeben wird“. Grenzen zu zeigen, je nachdem wo der eigenen Standort ist, halte ich 1. nach dem Munde reden der jeweiligen Staaten und 2. auch für potentiell gefährlich. Man stelle sich mal vor aufgrund der ja eindeutigen Karte fährt man in so ein umstrittenes Gebiet und bekommt dann Probleme. Zu sagen, ja, aber Google Maps zeigt das doch eindeutig zu X-gehörig wird dann lustig, wenn die Gegenseite dann den Gegenbeweis antritt und zeigt, dass das Gebiet zu Y gehört. 🙂