Die Übernahme von Nokia durch Microsoft ist noch längst nicht in so trockenen Tüchern wie man vielleicht gedacht hätte: Chinas Handelsbehörde hat Bedenken angemeldet und will das Geschäft genau unter die Lupe nehmen – und wird dabei von der Konkurrenz der beiden Unternehmen befeuert. Google und Samsung haben sich beide an die chinesische Behörde gewandt und ebenfalls Bedenken gegen diesen Deal angemeldet.
Seit der Entscheidung von Nokia, ausschließlich auf Windows Phone als Smartphone-Betriebssystem zu setzen, waren die beiden Unternehmen für absehbare Zeit untrennbar miteinander verbunden. Man sollte meinen dass die Übernahme des finnischen Smartphone-Produzenten durch Microsoft nicht viel ändern würde, aber das sehen die Behörden und Konkurrenten natürlich ganz anders. Diese befürchten eine zu große Marktmacht und vor allem neue Patentstreitigkeiten.
Microsoft verdient ohnehin durch Patente jährlich mehrere Miliarden Dollar durch Android und könnte mit dem Smartphone-Produzenten im eigenen Haus noch weitere Forderungen durchsetzen, denn auch Nokia besitzt ein umfangreiches Patent-Portfolio. Das würde Android zunehmend unattraktiv machen, da die Hersteller schon heute mehrere Dollar für jedes verkaufte Gerät nach Redmond überweisen müssen – was Google natürlich gar nicht schmeckt. Auf direktem Wege verdient Microsoft mehr Geld mit Android als Google.
Auch Samsung, als weltgrößter Smartphone-Produzent, fürchtet natürlich weitere Patentstreitigkeiten und damit verbundene höhere Kosten pro verkauftem Gerät. Daher hat man sich gemeinsam mit Google an die chinesischen Behörden gewandt und lässt den Deal nun noch einmal genauer überprüfen. Details zu diesem Verfahren und in wie weit die beiden Unternehmen in den Untersuchungsprozess involviert sind wollte keiner der Beteiligten nennen.
Es gilt als unwahrscheinlich dass die Übernahme noch ernsthaft gefährdet sein könnte, eventuell bekommt Microsoft aber einige Auflagen mit auf den Weg die in Zukunft sehr bedeutsam für den gesamten mobilen Markt sein könnten. Möglicherweise wird die geballte Patent-Kompetenz anschließend weniger Wert sein als Microsoft noch vor der Übernahme angenommen hätte. Ob es auch noch weitere strittige Punkte außerhalb der Patente gibt, ist ebenfalls nicht bekannt.
Auch wenn es aktuell vergleichsweise ruhig um die mobilen Patente geworden ist, noch vor 2 Jahren gab es kaum ein Unternehmen dass nicht mit einem anderen in einem Milliarden-Prozess vor Gericht stand, rüsten sich alle Seiten derzeit für eine Neuauflage. Erst vor wenigen Wochen haben Google und Samsung bekannt gegeben, dass man ein mehrjähriges Patentabkommen abgeschlossen hat dass beide Unternehmen für zukünftige Prozesse sehr gut gebrauchen können.
[CNet]