Wegen Google Knowledge Graph: Wikipedia-Traffic um 17 Prozent eingebrochen
Wenn es eine Webseite gibt die bei nahezu jeder Google-Suche unter den Top10 auftaucht dann ist das die Wikipedia – und das in den meisten Fällen auch völlig zurecht. Doch im letzten Jahr hat das weltweit bekannte Online-Lexikon eine starke Konkurrenz bekommen, die den Traffic der Wikipedia gewaltig hat einbrechen lassen – und das ausgerechnet vom wichtigsten Traffic-Lieferanten: Der Google Knowledge Graph.
Schon vor über 10 Jahren hat Google mit den ersten OneBoxen experimentiert und so versucht, die wichtigsten Fragen der Nutzer direkt innerhalb der Suchergebnisse zu beantworten, ohne dass dieser noch auf einer anderen Seite recherchieren musste. Doch erst 2012 ist Google mit der Einführung des Knowledge Graph dieses Vorhaben gelungen, und dieser wird von immer mehr Nutzern als erste Informationsquelle genutzt – sehr zu Lasten der Wikipedia.
Im Jahr 2013 hat die Wikipedia im Vergleich zu den Vorjahren ganze 10% des Traffics verloren – was in absoluten Zahlen ganze 2 Milliarden Page-Views weniger bedeutet. In der regionalen Verteilung sieht es in Deutschland gar noch sehr viel schlimmer aus: Hierzulande hat das Online-Lexikon 17% einbüßen müssen, in der englischen Version immerhin noch 12%. Über die Gründe wollte man Offiziell noch keine Auskunft geben, der schuldige dürfte aber längst bekannt sein.
Da viele Google-Anfragen mit einem einfachen Fakt beantwortet werden können, finden viele Nutzer ihre Antwort bereits im Knowledge Graph und müssen sich dadurch auf keine andere Webseite mehr durchklicken. Gerade die Wikipedia gilt im Allgemeinen als sehr zuverlässiger Fakten-Lieferant und ist für viele Nutzer die erste Anlaufstelle – selbst wenn es nicht als erstes Ergebnis gelistet ist. Diese Klicks fallen durch den Knowledge Graph nun weg.
Zwar finanziert sich die Wikipedia rein durch Spenden und ist daher nicht direkt vom Traffic abhängig, dennoch bleibt man natürlich durch häufige Aufrufe als Marke in den Köpfen der Nutzer. Je weniger Nutzer die Webseite besuchen, desto weniger sorgen im Endeffekt natürlich auch dafür dort neue Inhalte einzustellen bzw. den bestehenden Content stets aktuell zu halten – auch wenn der Durchschnitts-Nutzer dort wohl kaum Änderungen vornimmt.
Es war zu erwarten dass der Traffic durch den Knowledge Graph sinken wird, einen so gewaltigen Einbruch hätten sich aber wohl nur die wenigsten ausgemalt. Obwohl jeder Surfer die Wikipedia kennt, kommt dennoch der überwiegende Anteil der Nutzer weiterhin über Google auf das Online-Lexikon – wenn dieser Traffic weiter einbricht sollte sich das Team rund um Jimmy Wales Sorgen machen. Die Wikipedia könnte damit auf lange Sicht das gleiche Schicksal ereilen wie einige andere Webseiten, dessen Angebote Google durch eigene Funktionen in der Websuche überflüssig gemacht hat.
Google kannibalisiert die Wikipedia und sich selbst
Für Google selbst ist das ganze derzeit noch kein Problem, allerdings kannibalisiert man sich in Zukunft den eigenen Informationslieferanten. Nicht wenige Fakten des Knowledge Graph stammen direkt aus der Wikipedia – wenn diese durch den Traffic-Einbruch weniger aktiv genutzt bzw. betreut wird, sinkt gleichzeitig auch die Zuverlässigkeit des Knowledge Graph. Da helfen auch weitere Links auf die Wikipedia wohl kaum weiter, sobald der Nutzer seine Antwort hat, ist er zufrieden und zieht weiter.
Schon vor einigen Jahren wollte Google stärker auf Wikipedia-Inhalte setzen und das Online-Lexikon technologisch unterstützen, doch man kassierte immer eine Abfuhr. Daraufhin startete man mit Google Knol, das mittlerweile eingestellt wurde ein eigenes Online-Lexikon, das sich allerdings nie durchsetzen konnte und sehr schnell in der Versenkung verschwunden ist.
Bleibt abzuwarten wie sich der Traffic weiter entwickelt bzw. wie viele Fragen Google in Zukunft noch über die Websuche direkt beantworten wird. Den Nutzer freut die neue Bequemlichkeit, für die Betreiber der dahinter liegenden Webseiten – die den großen Teil der Informationen liefern – ist es eine gefährliche Gratwanderung auf Messers Schneide.
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Wieso sollte es ein Problem für Wikipedia sein, wenn weniger Besucher auf die Seite gehen? Diese Besucher hätten vermutlich sowieso nichts zu Wikipedia beigetragen. Außerdem gibt es auf Wikipedia keine Werbung, also benötigt Wikipedia auch keinen Traffic. Im Gegenteil, weniger Traffic verursacht weniger kosten bei den Servern (zumindest wenn man es einplanen kann und deshalb insgesamt weniger Server benötigt … und eventuell spart man auch etwas, wenn weniger Last auf den Servern ist und man daher weniger Energie verbraucht).
Ich sehe die Gratwanderung gerade bei der Wikipedia nicht. Eher im Gegenteil. Der Wikipedia geht es ja um freies Wissen und dessen Weiterverbreitung. Gleichzeitig hat sie das Problem, dass sie den enormen Traffic mit Spenden finanzieren muss, was vermutlich nicht synchron skaliert. Da kann die Wikipedia dann doch froh sein, dass Google ihre Inhalte zum einen so prominent platziert und auswertet, womit die Relevanz der Wikipedia ja nur gestärkt wird. Und zum anderen kann sie sich über die gesunkenen Traffic-Kosten freuen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Für jede „reguläre“ redaktionelle Seite wäre Googles Social Graph natürlich eine Katastrophe. Aber in diesem speziellen Fall scheint es für alle drei, Wikipedia, Google und Nutzer, eine Win-Win-Win-Situation zu sein.
Davon abgesehen finde ich, kann man ruhigerwähnen, dass Google seinen „Knowlege Graph“, bei DuckDuckGos „Zero Klick Info“ abgeschaut hat, die schon mindestens seit 2010 in Betrieb hat.
Wer hat beim wem abgeschaut? Die erste OneBox auf Google habe ich _deutlich_ vor 2005 gesehen – der Knowledge Graph ist ja lediglich der Ausbau der OneBox. Und wie gesagt – die OneBox ist wesentlich älter als DuckDuckGo insgesamt.
Inwiefern ein „Einbruch“ des Traffic für wikipedia etwas schlechtes sein soll ist mir rätselhaft.
Auch die Schlussfolgerung, dass ein geringerer Traffic weniger Inhalte bedeuten könnte, ist eine gewagte These. Diejenigen die Inhalte einstellen, werden es sicher auch noch weiterhin tun und nicht zu den 17% gehören.
Ansonsten ist eine Entspannung des Traffic für Wikipedia sicher eine gute Sache, da die Serverleistung aus Spenden finanziert werden muss.
Ich denke das Ziel von Wikipedia ist das zugänglich machen von Informationen. Ob diese nun auf der eigenen Website oder über Google gefunden werden dürfte ja eigentlich egal sein.
Hauptsache die Autoren bleiben an Bord. Dies kann man aus den Zahlen aber nicht ableiten.
War absehbar. Aber wenn man sich die Daten der letzten Wochen (besonders seit Beginn des Jahres) anschaut, dann sieht man auch, dass der Knowledge Graph einen Rückgang hat. Ich meine, dass die User einfach noch schneller und besser lernen gezielter zu fragen bzw. Google schon was neue plant. Wird interessant und spannend.
Der Einzige, der hier verlieren kann, ist Google selbst: Wenn der Knowledge Graph durch Bilder so prominent „ins Auge springt“ wie jetzt, ist die Gefahr groß, dass wesentlich weniger auf die Anzeigen geklickt wird.