Google verkauft Motorola Mobility für 2,9 Milliarden Dollar an Lenovo

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Das war ein kurzes Intermezzo: Am gestrigen späten Abend hat Google überraschend bekannt gegeben, dass man Motorola Mobility für 2,9 Milliarden Dollar an den chinesischen PC-Produzenten Lenovo verkaufen wird. Vor gerade einmal 20 Monaten hatte man für das Unternehmen noch mehr als das 4-fache dafür auf den Tisch gelegt, dennoch dürfte es kein all zu schlechtes Geschäft sein, denn einige wichtige Teile verbleiben auch weiterhin bei Google.


Genau so überraschend wie man damals die Übernahme von Motorola verkündet hat, beendet man das kurze Gastspiel der Hardware-Tochter nun auch wieder: Am Abend hat Larry Page höchstpersönlich im Google-Blog die Gründe für den Verkauf bekannt gegeben und sieht das Unternehmen bei Lenovo in guten Händen. Der Hardware-Produzent, der in Asien bereits erfolgreich Smartphones vertreibt, kann seinen Marktanteil in den USA und vor allem Europa damit mehr als verdoppeln.

Motorola New Logo

Google hatte bereits im August 2011 die geplante Übernahme für Motorola bekannt gegeben, konnte diese aber nach einigen Problemen und Verzögerungen erst im Mai 2012 abschließen – und hat anschließend bei der neuen Tochter mächtig Gas gegeben: Mehr als 5.000 Mitarbeiter wurden auf die Straße gesetzt, die Modell-Palette komplett zusammengestrichen und einige Teile wie etwa die Home-Sparte für 2,35 Milliarden und alle Fertigungsstätten verkauft.

Kurz darauf kündigte das Unternehmen ein neues Hardware-Lineup an, und überraschte unter anderem mit dem Versprechen, dass man die Smartphone-Produktion komplett in die USA zurückholen wird. Man wollte nichts weniger als den Smartphone-Markt ein weiteres mal revolutionieren und versprach Geräte mit sehr viel mehr Flexibilität, längerer Akku-Leistung und einem hohem Grad an Personalisierung – zumindest in den Ansätzen hat man dies dann auch schon kurz darauf geliefert.

Amazon

Moto X & Moto G als Hoffnungsträger
Im vergangenen Jahr brachte Motorola dann das lang erwartete Moto X auf den Markt, dass vor allem durch sein personalisierbares Äußeres und der ständigen Lausch-Funktion nach dem Magic Keyword von sich Reden machte. Doch trotz des monatelangen Hypes um das Smartphone, konnte sich die Begeisterung nicht in Bare Dollar umsetzen lassen und dürfte die Investitionen bei weitem nicht eingespielt haben.

Moto X

Auch das kurz darauf angekündigte Moto G, das als Billig-Version des Moto X gesehen werden kann, konnte sich bisher am Markt kaum durchsetzen und dürfte viele Nutzer enttäuscht haben. Da halfen auch die schnellen Google-Updates nicht viel, wer ein Google-Smartphone wollte, hat aber lieber zur Nexus-Linie gegriffen. Trotz der weltweiten Bekanntheit der Marke Motorola, die in Verbindung mit Google eigentlich gute Chancen gehabt hätte, konnte Google den sehr eng geplanten Turnaround nicht schaffen.

Projekt ARA & Patente bleiben bei Google
In den vergangenen Wochen hat Motorola vor allem mit der Arbeit am Projekt ARA auf sich aufmerksam gemacht: Es soll das erste komplett modulare Smartphone auf dem Markt werden, dass der Nutzer frei zusammen setzen und einzelne Komponenten austauschen kann – ähnlich wie beim PC. Diese Projektgruppe von etwa 100 Mitarbeitern wird weiterhin bei Google bleiben und gehört nicht mit zum Verkauf an Lenovo. Das Projekt ARA dürfte nun also unter der Marke Google, Nest oder Nexus auf den Markt kommen.

Motorola Ara

Auch die mehr als 10.000 Motorola-Patente, die der eigentliche Beweggrund für die damalige Übernahme gewesen sind, bleiben im Unternehmen und werden weiterhin zum Schutz von Android – so Larry Page – beitragen. Lenovo bekommt im Zuge der Übernahme aber eine umfangreiche Lizenzvereinbarung, so dass man die Patente für die nächsten Jahre gemeinsam nutzen kann – ohne diese wäre Motorola wohl noch weit weniger Wert gewesen.

Ein guter Deal?
Wenn man bedenkt, dass Google vor knapp 2 Jahren 12,5 Milliarden Dollar für Motorola ausgegeben hat, sieht der jetzige Verkauf auf dem Papier aus wie die berühmte Notbremse – und das ist sie teilweise wohl auch. Zwar konnte man einige Filetstücke für knapp 3 Milliarden Dollar verkaufen und behält das begehrte Aktienpaket, aber dennoch war es ein sehr teurer Spaß für Google – der sich Quartal für Quartal negativ in Googles Ergebnissen niedergeschlagen hat und niemals schwarze Zahlen geschrieben hat.


Man hatte von Außen schon direkt nach der Übernahme das Gefühl, dass sich Google mit Motorola ein ungeliebtes Stiefkind an das Bein gebunden hat, das man eigentlich niemals haben wollte. Von Anfang wurde angekündigt, dass man Motorola nicht gegenüber anderen Hardware-Partnern bevorzugen würde – und das war bei weitem nicht nur daher gesagt: Tatsächlich herrschte Eiszeit zwischen den beiden Unternehmen.

Vielleicht hätte Google einen längeren Atem beweisen müssen und das Unternehmen so wieder Flott gekriegt, andererseits hatte man dies wohl auch niemals so richtig vor – immerhin möchte man die mächtigen Hardware-Partner ja nicht verärgern. Die zentrale Hardware-Rolle des Unternehmens soll nun das vor kurzem übernommene Nest übernehmen und sich auch im Bereich Wearables engagieren. Man darf gespannt sein.

» Ankündigung des Verkaufs im Google-Blog




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