Die Suchfelder vieler größeren Webseite bieten allesamt ein fast schon selbstverständliche Funktion: Sie schlagen noch während der Eingabe passende Suchanfragen vor und können dem Nutzer so lästige Tipparbeit abnehmen. Erdacht wurde diese Funktion vor fast 10 Jahren vom Googler Kevin Gibb, der nun einen Einblick in den Entwicklungsprozess der Technologie gibt.
Mit Sicherheit gab es auch schon vor der „Erfindung“ von Kevin Gibb Suchfelder im Web, die Suchanfragen vorgeschlagen haben, seinen Durchbruch hatte diese Funktion aber erst bei Google und verbreitete sich von dort im ganzen Web. Auch dieses Projekt startete ursprünglich in der 20%-Zeit, die mittlerweile so gut wie Geschichte ist.
Kevin Gibb arbeitete seit 2004 bei Google und war im Unternehmen vor allem mit der Verbesserung der Infrastruktur und der Administration der Rechenzentren beschäftigt. Auf seinem Arbeitsweg, in einem Google-Shuttle von San Francisco nach Mountain View, kam ihm dann aus reiner Langeweile die Idee, die Eingaben eines Nutzers zu vervollständigen und ihm so z.B. die Eingabe von langen URLs zu ersparen.
Mithilfe von Googles gigantischer Web-Datenbank, die nahezu alle existierenden URLs und Domains kennt, entwickelte er in seiner 20%- und seiner Bus-Zeit ein System dass die eingegeben URL des Nutzers noch während der Eingabe vervollständigt. Nachdem er einem seiner Kollegen seine Eigenentwicklung zeigte, brachte ihn dieser auf die entscheidende Idee: „That’s cool. What if you did it for search?“.
Er zapfte nun also nicht mehr die URL- sondern die Suchstring-Datenbank an und konnte die Arbeit an seinem Projekt schnell beenden. Nun bekamen auch die Kollegen aus der Chef-Etage der Such-Abteilung die Eigenentwicklung zu Gesicht und waren davon begeistert. Die Bezeichnung „Google Suggest“ stammt von Marissa Mayer persönlich, Gibb wollte das System ursprünglich „Google Complete“ nennen.
Erster Release erst nach umfangreicher Zensur
Doch bevor das fertige Projekt erstmals in den Google Labs das Licht der Welt erblicken durfte, wurde Gibb damit beauftragt eine umfangreiche Zensur durchzuführen. Nach fast jedem einzelnen Buchstaben des Alphabets schlug das System, basierend auf den Anfragestatistiken der Nutzer, Wörter mit sexuellem Bezug vor – untragbar für ein amerikanisches Unternehmen.
Nachdem sich Gibb Wochen und Monate mit dieser Arbeit um die Ohren geschlagen hat, war die Technologie bereit und wurde in die Google Labs gestellt – dort erfreute es sich schon nach sehr kurzer großer Beliebtheit und wurde von vielen Nutzern standardmäßig genutzt. Allerdings sollte es noch ganz 4 weitere Jahre dauern bis es die Technologie in die offizielle Websuche geschafft hat.
Am 31. August 2008 schaltete Google Suggest auf google.com frei und änderte damit das Suchverhalten aller Nutzer, die sich nun von den Vorschlägen inspirieren lassen können und dadurch eventuell besser passende Suchanfragen finden. Ein halbes Jahr später fand sich diese Funktion auch in der Bildersuche wieder und bildete 2 Jahre später die wichtige Grundlage für Google Instant.
Gibb selbst ist zwar stolz auf seine Erfindung, ist aber nicht der Meinung eine bahnbrechende Erfindung gemacht zu haben:
I don’t feel when I look at a search box that it’s something I did. It feels like this is just how the world’s supposed to work. I don’t feel any personal attachment to it unless I stop to think about it.
Heute findet man diese Funktion auf zahlreichen Webseiten die auch nur im entferntesten eine Suchfunktion besitzen. In den Köpfen der Nutzer hat sich diese Funktionalität schon so sehr festgesetzt, dass man das Gefühl hat dass die Webseite, die dies nicht anbietet, nicht richtig funktioniert.
Gibb selbst hat Google im vergangen Jahr verlassen und sich mit seinem neuen Projekt Quip selbstständig gemacht.
» Ankündigung-Posting im Google-Blog vom Dezember 2004
» GWB: Alle Artikel über Suggest (Experimente & Co.)