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PRISM – Hat die NSA direkten Zugriff auf Google, Facebook & Co ?

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Die amerikanische National Security Agency (NSA) ist für ihre weltweite Spionage und Überwachung von elektronischer Kommunikation jeglicher Person bekannt – aber was unter dem streng geheim gehaltenen Programm PRISM durchgeführt wird, sprengt alle Grenzen: Die NSA hat, vermutlich vollen Zugriff auf viele Webdienste, darunter auch Google.


Es sind lediglich 4 Folien einer 31-seitigen Präsentation, die nicht einmal ansprechend gestaltet sind, aber sie haben es in sich: In den PRISM Collection Details wird die Arbeitsweise des Programms in den Grundzügen erklärt und eine Liste von Quellen genannt: Google, Facebook, Yahoo!, Microsoft, YouTube, Skype, AOL, Apple, PalTalk – oder anders gesagt: Das Who ist Who des Internet und Cloud Computings.

Laut den geleakten Folien ist Google bereits seit Anfang 2009 an das PRISM-Programm angeschlossen und liefert somit bereits 4,5 Jahre lang Daten an die NSA. Im September 2010 hat sich dann auch die Google-Tochter YouTube dem Programm angeschlossen und der Behörde seitdem direkten Zugriff auf die eigenen Server gewährt. Wahr oder nicht… unklar.

Direkt nach Bekanntwerden dieses Programms hat sich US-Präsident Barack Obama persönlich unter Zugzwang gefühlt und diese umfassende Spionage einerseits dementiert und andererseits verteidigt.

Man kann nicht 100 Prozent Sicherheit und 100 Prozent Privatsphäre und null Unannehmlichkeiten haben

Gleichzeitig sagte er, dass keine Telefonate oder Internet-Aktivitäten von US-Bürgern aufgezeichnet wurden und werden. Das ist auch gar nicht nötig, da die NSA direkten Zugriff auf die Server der Unternehmen haben soll und daher gar nicht auf einfache Log-Aufzeichnungen angewiesen ist.

Google-Chef Larry Page hat die Berichte umgehend unter dem What the… [fuck] dementiert:

Dear Google users—

You may be aware of press reports alleging that Internet companies have joined a secret U.S. government program called PRISM to give the National Security Agency direct access to our servers. As Google’s CEO and Chief Legal Officer, we wanted you to have the facts.

First, we have not joined any program that would give the U.S. government—or any other government—direct access to our servers. Indeed, the U.S. government does not have direct access or a “back door” to the information stored in our data centers. We had not heard of a program called PRISM until yesterday.

Second, we provide user data to governments only in accordance with the law. Our legal team reviews each and every request, and frequently pushes back when requests are overly broad or don’t follow the correct process. Press reports that suggest that Google is providing open-ended access to our users’ data are false, period. Until this week’s reports, we had never heard of the broad type of order that Verizon received—an order that appears to have required them to hand over millions of users’ call records. We were very surprised to learn that such broad orders exist. Any suggestion that Google is disclosing information about our users’ Internet activity on such a scale is completely false.

Finally, this episode confirms what we have long believed—there needs to be a more transparent approach. Google has worked hard, within the confines of the current laws, to be open about the data requests we receive. We post this information on our Transparency Report whenever possible. We were the first company to do this. And, of course, we understand that the U.S. and other governments need to take action to protect their citizens’ safety—including sometimes by using surveillance. But the level of secrecy around the current legal procedures undermines the freedoms we all cherish.

Posted by Larry Page, CEO and David Drummond, Chief Legal Officer

Laut seinen Angaben gibt es keine Hintertür auf den Google-Servern und die NSA hat keinerlei Zugriff auf die von Google gesammelten Daten. Google gibt nur die Daten heraus, zu denen es gesetzlich gezwungen ist und dokumentiert dies – wenn gesetzlich möglich (!) – im Transparency Report. Gerade der kleine Nebensatz hat es nun aber in sich, da Google eventuell nicht dazu berechtigt ist über die Zugriffe der NSA Protokolle zu führen.

Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in der Pflicht gesehen zu dementieren:

I want to respond personally to the outrageous press reports about PRISM:

Facebook is not and has never been part of any program to give the US or any other government direct access to our servers. We have never received a blanket request or court order from any government agency asking for information or metadata in bulk, like the one Verizon reportedly received. And if we did, we would fight it aggressively. We hadn’t even heard of PRISM before yesterday.

When governments ask Facebook for data, we review each request carefully to make sure they always follow the correct processes and all applicable laws, and then only provide the information if is required by law. We will continue fighting aggressively to keep your information safe and secure.

We strongly encourage all governments to be much more transparent about all programs aimed at keeping the public safe. It’s the only way to protect everyone’s civil liberties and create the safe and free society we all want over the long term.

Wie Page gibt auch Zuckerberg an, vor 2 Tagen zum ersten mal von diesem Programm gehört zu haben – und bietet der amerikanischen Sicherheitsbehörde ebenfalls keine Hintertür auf seinen Facebook-Servern. Aber auch er gibt zu Bedenken, dass auch Facebook Daten herausgibt wenn es gesetzlich dazu gezwungen ist – und listet dies aber nicht öffentlich auf.

Dementis von allen Seiten – gelogen?
Auch wenn der US-Präsident und die zwei reichsten und einflussreichsten Menschen des Internet dementieren, glauben die US-Medien und Blogs ihnen kein Wort: Ex-TechCruncher bringt dies in seinem Beitrag Cowards sehr gut auf den Punkt. Wozu Hintertüren, wenn es einen direkten Zugriff auf alle Daten gibt? Sehr gut möglich dass die Unternehmen nie vom PRISM-Programm gehört haben – vielleicht tritt dieses gegenüber den Unternehmen unter einem anderen Deckmantel auf.

In den nächsten Tagen werden sicherlich weitere Details und Berichte von allen Seiten kommen – das Thema könnte für Obama zu seinem persönlichen Watergate und für Google, Facebook & Co. und das gesmte Cloud Computing zum Super-Gau werden… aber warten wir es ab.


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