Viele große Internet-Konzerne wenden in Europa diverse Steuertricks an, um sich jährlich viele Millionen Euro legal durch Schlupflöcher zu ersparen. Auch Google bildet hier keine Ausnahme und hat ein kompliziertes Steuergeflecht aufgebaut – doch jetzt planen einige EU-Länder diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben.
Allein in Frankreich hat sich Google in den vergangenen Jahren Steuerabgaben in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar gespart, in Italien wird ebenfalls ermittelt und in Deutschland dürfte die Summe wohl ungefähr in gleicher Höhe liegen. Möglich wird das durch folgende Unternehmenskonstruktion:
– Der Verkauf von Anzeigen in Frankreich läuft über Google Ireland Limited
– Daraus ergibt sich, dass Google France kaum einen Umsatz erwirtschaftet und wenig Steuern zahlen muss
– Ein Großteil des von Google Ireland Limited erwirtschaftete Geld wird an Google Ireland Holdings abgeführt, welches seinen Sitz auf den Bermudas (Steuerfreiheit) hat
– Da Google für diese Transaktion hohe Steuern zahlen müsste, nimmt das Geld einen weiteren Umweg über die Niederlande
– Google Ireland Limited zahlt das Geld an Google Netherlands Holding, dessen einzige Aufgabe es ist den Mittelsmann zu spielen
– Google Netherlands Holding überweist das Geld an Google Ireland Holdings (Sitz in den Bermudas) und dort bleibt es dann
– Da für die Transaktion von Bermudas -> USA wieder eine Steuer fällig wäre, wird das Geld einfach in den Bermudas steuerfrei geparkt
Auch wenn man Google nun den schwarzen Peter zuschieben könnte, muss man doch berücksichtigen dass es ein derzeit legales Verhalten ist, dass von einem Großteil der internationalen Internet-Konzerne ebenso gehandhabt wird: Facebook, Microsoft, Amazon, eBay – um nur mal einige zu nennen.
EU will Riegel vorschieben – Irland findet alles bestens
Die Finanzminister von Großbritannien, Deutschland & Frankreich finanzieren nun mit jeweils 150.000 Euro die Arbeit einer selbst gegründeten Organisation die diese Steuergeflechte aufdecken und die genutzten Schlupflöcher stopfen soll. Die großen Länder haben natürlich Interesse daran, dass die Steuern in dem Land abgeführt werden in denen die Umsätze generiert werden.
Einzig und allein Irland ist gegen ein solches Abkommen und findet das derzeitige vollkommen in Ordnung – immerhin haben ja fast alle Unternehmen ihren Europa-Sitz auf der grünen Insel und führen zumindest einen Teil ihrere Steuern dort ab. Sollte das Geflecht durchbrochen werden, würden Irland viele Millionen Euro an Steuereinnahmen verloren gehen.
Ein erster Ergebnis der Ermittlungen wird für Februar 2013 erwartet – spätestens dann werden sich die Unternehmen wohl auch zu diesem Thema äußern.
[WSJ]