Gestern Nachmittag hat Google das Ripples-Feature für Google+ vorgestellt, mit dem sich sehr eindrucksvoll nachvollziehen lässt wie sich ein Posting im Netzwerk verteilt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein reines Statistik-Tool ist in Wahrheit ein sehr mächtiges Werkzeug und könnte DIE Geheimwaffe von Google+ werden – vorallem in Bezug auf die bald freigeschalteten Unternehmensprofile.
Mithilfe von Google+ Ripples kann sehr leicht nachvollzogen werden wie oft ein Posting über den „Share“-Link von anderen Personen geteilt und damit weiter verbreitet wurde. Um die Ripple-Seite für ein Posting zu öffnen, klickt einfach auf den kleinen grauen Pfeil rechts über eurem Posting und klickt auf „View Ripples“, schon werdet ihr auf die Statistik-Seite weitergeleitet.
Die Verbreitung des Postings wird dann via eines Kreis-Diagramms dargestellt, was meiner Meinung nach die ultimative Darstellungsform für diese Info ist – erstens weil es sowohl für „normale“ als auch für sehr populäre Postings noch relativ übersichtlich ist, und zweitens weil G+ nunmal aus Kreisen besteht. Anhand der Größe eines Kreises lässt sich erkennen in wie weit dieser Reshare zur Verbreitung beigetragen hat.
Im obigen Screenshot hat der Ursprungs-Autor zwar schon viele User erreicht, aber erst durch das Resharing von Vic Gundotra ist das Posting quasi einmal quer durch das Netzwerk geschoben worden und hat die breite Masse erreicht. Was sehr schön anhand dieses riesigen Kreises zu sehen ist – und den vielen kleinen Kreisen die sich darin befinden. Die Grafik ist komplett interaktiv, jeder Kreis bzw. jeder Share kann angeklickt und die gesamte Grafik kann mehrstufig gezoomt werden.
Weitere Informationen
Doch damit noch nicht genug: Im unteren Teil der Seite befinden sich noch einige weiter sehr nützliche Informationen: So wird noch einmal aufgelistet welcher User mit diesem Posting wieviele Personen erreicht hat bzw. wieviele Reshares ausgelöst hat. Direkt daneben stehen Infos über die Sharing-Kette: Wie oft wurde das Posting maximal weitergereicht (6 mal) und wie oft wurde es im Durchschnitt weitergereicht? (2,97) – im Durchschnitt wurde es 12 mal pro Stunde geteilt. Außerdem kann noch angesehen werden in welcher Sprache es die meisten Reshares erreicht hat – hier dominiert wieder einmal englisch.
Doch ein sehr nützliches, aber unscheinbares, Werkzeug befindet sich noch oberhalb dieser Informationen: Die Zeitleiste. Mit der Zeitleiste kann die Grafik hin- und hergespult werden, vom Ursprungspost bis jetzt – dadurch kann die Geschwindigkeit mit der sich eine Nachricht in G+ verteilt hat sehr eindrucksvoll dargestellt werden – und auch hier wird dann wieder sehr deutlich welcher Share der Nachricht den Anstoss zur Massenverbreitung gegeben hat.
Google Ripples als Advertising-Grundlage?
Doch warum erkläre ich das alles so genau? Ich denke dass Ripples nicht nur als Statistik-Tool für User gedacht ist, sondern in Zukunft vor allem für Unternehmen interessant werden wird. Unternehmen werden Google+ natürlich vorrangig als weitere Plattform sehen um ihre Produkte/Dienstleistungen zu bewerben – und könnten durch Ripples sehr genau messen welche User dazu beigetragen haben ihre Botschaften zu verteilen und diese entsprechend entlohnen.
Bisher bringt es dem Durchschnitts-User nichts ob er 10 oder 10.000 Follower hat. Doch spätestens wenn man für viel gesharete Postings auf irgendeine Art & Weise entlohnt wird, gewinnt die Follower-Zahl gewaltig an Bedeutung. Langfristig gesehen steigt dadurch die Qualität der Beiträge, da nur so eine hohe Anzahl an Followern möglich ist.
Denkbar wäre es auch, dass Google mit seinen Top-Usern die Werbeeinnahmen teilen wird. Eines Tages wird (muss) Google anfangen das Netzwerk zu monetarisieren und Werbung einzublenden. Möglich wäre es, dass Anzeigen unter viel geteilten Postings auftauchen und die Einnahmen mit einigen Usern geteilt werden die zur weiten Verbreitung beigetragen haben – also ein ähnliches Modell wie bei YouTube. Power-User werden an den Einnahmen beteiligt, aber der Rest schaut in die Röhre.
Denn ganz ohne Einnahmen-Verteilung wird Google+ langfristig wohl nicht auskommen. Viele sehen G+ schon als Blog an und verzichten dafür evt. darauf die Informationen in ihrem eigenen externen Blog zu teilen – der vielleicht monetarisiert ist. Sollte Google die Einnahmen aus den Anzeigen dann alleine einstecken, sinkt natürlich die Motivation und der G+-Stream verwandelt sich in eine Statusmeldungs-Seite wie Facebook.
Ein weiterer Hinweis darauf dass Google mit Ripples noch viel vor hat, ist für mich einfach auch die Tatsache dass Ripples eigenständig ist. Es wäre ein leichtes gewesen diese Informationen innerhalb der G+-Umgebung unterzubringen, aber jetzt ist dieses Statistik-Tool quasi ein eigenständiges Angebot dass eben nur auf G+ zugreift um Infos zu bekommen. Möglich dass eines Tages auch auf andere Informationen außerhalb von G+ zugegriffen wird – also ein öffentliches Statistik-Tool für Social Networks.
Hier noch ein kleines Video dass noch einmal die Grundlagen von Ripples aufzeigt:
Was haltet ihr von Ripples? Glaubt ihr auch dass Google damit noch großes vorhat oder ist es doch nur eine reine Spielerei und ich interpretiere viel zu viel da rein?