Rund 12 Millionen private Smartphone-Nutzer in Deutschland gibt es derzeit und diese schaffen ein rasant wachsendes Marktpotenzial für Mobile-Marketing und -Handel. Zwar informiert sich jeder zweite Mobile-Surfer unterwegs über Produkte und Dienstleistungen, erfolgt der Einkauf dann doch noch über klassische Methoden. Teilweise sogar notgedrungen. Denn selbst führende Unternehmen im Online-Marketing schöpfen das Vermarktungs- und Vertriebspotenzial im mobilen Netz längst nicht so aus, wie es möglich wäre.
Zu den größten Problemen im Wettlauf um die mobile Kundschaft zählen knappe Ressourcen und der schleppende Ausbau mobile-freundlicher Web-Lösungen. Dies ist das Ergebnis zweier Studien, die Google Deutschland und der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), bei Ipsos und TNS Infratest in Auftrag gegeben haben. Diese befragten 2.000 Konsumenten sowie 200 Marketing-Entscheider auf Unternehmensseite. Diese Ergebnisse sind repräsentativ für private Smartphone-Nutzer ab 18 Jahren sowie für die Top 500 Online-Webetreibenden in Deutschland.
Die Anzahl der rund 12 Millionen privaten Smartphone-Nutzer in Deutschland wird weiter steigen. Auf die volljährige Bevölkerung umgerechnet sind rund ein Fünftel (etwa 18%) der Deutschen Smartphone-Nutzer. Das Nutzerverhalten soll sich laut der Studie so aufteilen:
80 Prozent von ihnen surfen täglich mittels stationärer Computer, 43 Prozent auch per Smartphone. Dabei zeigen die Studien auch die Bedeutung des mobilen Internetzugangs für weniger PC-affine Zielgruppen: Rund 40 Prozent der Smartphone-Besitzer, die von PCs aus seltener als ein Mal pro Woche surfen, sind mittels ihres mobilen Geräts mittlerweile täglich im Netz. Für sie erfolgt der Web-Zugang also in erster Linie auf mobilem Weg.
Zwei von drei privaten Smartphone-Nutzer geben an, dass sie ohne ihr Gerät das Haus nicht verlassen. Jeder Zweite nutzt sein Smartphone für die Recherche von Informationen im Netz. Jeder vierte schaut beim Einkaufen gezielt online nach den Preisen.
Für den M-Commerce und für Online-Marketer würde das rasante Mobile-Wachstum entsprechende Vermarktungschancen bedeuten. Einige Unternehmen setzen derzeit schon auf diese neue Zielgruppe. Als Beispiel nennt die Studie die Kölner Medienrechtskanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE. Sie schaltet bereits heute erfolgreich Click-to-Call-Anzeigen auf mobilen Geräten. Durch nur zwei Kampagnen sei der Gesamtumsatz um 20 Prozent gesteigert worden. Pro Euro, der für mobiles Marketing eingesetzt werde, könne man das Zehnfache erzielen.
Aber die Mehrheit der Unternehmen schöpfen das mobile Potenzial jedoch nicht annähern vollständig aus. In der Detailanalyse verdeutlicht die Studie sowohl das Potenzial als auch den konkreten Handlungsbedarf auf Unternehmensseite. Zwar haben 28 Prozent der privaten Smartphone-Nutzer schon mit ihrem Gerät bereits mobil Produkte oder Dienstleistungen gekauft, aber auf der anderen Seite sind 72 Prozent der Nutzer noch nicht als Mobile-Kundschaft erschlossen. Daher kauft die Mehrzahl (69 Prozent) dieser mobilen Einkaufsmuffel zumindest bislang Online-Shopping per PC oder Laptop vor.
12 Prozent der Smartphone-Nutzer ist das mobile Einkaufen noch zu kompliziert. Von einer mobilen Webseite erwarten rund 60 Prozent aller privaten Smartphone-Nutzer in Deutschland eine ähnliche Nutzerfreundlichkeit wie von einer normalen Webseite.
Durch das Fehlen von optimierten Webseiten für die Mobile Nutzung und entsprechende M-Commerce-Lösungen, kommt es zu einem Medienbruch: Die deutschen Smartphone-Nutzer recherchieren mobil, aber jeder zweite tätigt den Einkauf dann doch mit einem PC oder im Laden. Die positive Nebenwirkung sei zwar nicht zu unterschätzen: Anbieter profitieren bereits aktuell merklich von Werbe- oder Vertriebsaktivitäten im Mobile-Bereich, selbst wenn der mobil ausgelöste ROPO-Effekt in der Werbewirksamkeitsmessung bislang unzureichend berücksichtigt sei.
Der weitergehende Ausbau von optimierten Webseiten und mobilem Marketing könne die Kundenbindung stärken und den direkten Verkauf auf mobilen Geräten steigern. Die Die befragten Unternehmen bestätigen den Ausbaubedarf: 58 Prozent von ihnen sehen im mobilen Geschäft einen Zukunftsmarkt für ihr Unternehmen, doch fast ebenso viele (56 Prozent) wissen sich aufgrund fehlender Mobile-Auftritte unzureichend gerüstet.
Die drei größten Hürden in der Unternehmenspraxis: Personelle Ressourcen (46 Prozent), Zeit (39 Prozent) sowie technologische Voraussetzungen (36 Prozent). Knappe Ressourcen und das Fehlen mobile-optimierter Angebote führen somit selbst bei Deutschlands Vorreitern im Online-Marketing dazu, dass deren Mobile-Aktivitäten de facto weniger crossmedial vernetzt umgesetzt werden, als es wünschenswert und umsetzbar wäre: Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) betreibt mobile Kampagnen derzeit noch gänzlich unabhängig von Werbeaktivitäten in anderen Kanälen. Demgegenüber sind Unternehmen mit Mobile-Präsenzen klar im Vorteil. Als wesentliche Effekte können sie sich über zunehmenden Mobile-Traffic, breitere Produktbekanntheit und merklich steigende Conversion Rates freuen.
„Mobile gewinnt als wichtige Säule der digitalen Wirtschaft weiterhin rasant an Bedeutung. Einem Online- oder Offlinekauf geht immer häufiger eine mobile Recherche voraus und der Anteil der Smartphonenutzer, die recherchieren und danach gleich mobile kaufen, nimmt zu“, sagt Burkhard Leimbrock, BVDW-Vizepräsident. „Smartphones bereiten Kaufentscheidungen bei Konsumenten vor, und daher ist es umso wichtiger, dass Unternehmen in den richtigen mobilen Auftritt und in Mobile Marketing investieren.“
“Die Studie zeigt deutlich die Potenziale von Mobile Marketing – aber vor allem auch den Aufholbedarf auf Seiten der Werbetreibenden. Die mobile Internetnutzung ist mittlerweile weit verbreitet – daher kommt kein Marketing-Verantwortlicher mehr um diesen Bereich in der Mediaplanung herum”, sagt Stefan Hentschel, Head of Mobile Ad Sales bei Google Deutschland. “Andererseits ist es noch nicht zu spät, zu den First Movern in diesem Bereich zu gehören und von der niedrigen Wettbewerbsdichte zu profitieren.”