Google Health – die virtuelle Krankenakte

Health

Lange haben wir nichts mehr von dem zur Zeit in Entwicklung befindlichen Google Health gehört. Vor einigen Wochen wurde zwar ein Health Blog gestartet, aber der hat keinerlei Aufsehen erregt oder sonst welche Spekulationen angeregt. Dass dieser Blog nicht ganz zufällig gestartet ist, zeigen erste jetzt aufgetauchte Screenshots von Google Health.

In den vergangenen Tagen hat Google verschiedensten Vertretern der Gesundheitsindustrie einen Prototyp des neuesten Produkts vorgestellt und erstmals einen Einblick gegeben, worum es sich bei Health überhaupt handelt. Die bei dieser Präsentation gemachten bzw. vorgestellten Screenshots wurden freundlicherweise an Philipp Lenssen verschickt der sie in seinem Blog veröffentlicht hat.

Die virtuelle Krankenakte
Google Health soll nicht, wie anfänglich angenommen, eine Suchmaschine werden die bei Krankheiten helfen soll – das wäre wohl auch viel zu gefährlich – sondern eine virtuelle Krankenakte vorstellen. Statt Befunde, Röntgenbilder und ähnliche Dinge von Arzt zu Arzt zu schleppen, sollen all diese Dinge bei Google Health unter dem Google Account gespeichert werden.

Krankheiten, Allergien, Befunde, Arztbesuche, Operationen und alle weiteren Dinge sollen hier auf ewig gespeichert und immer und überall abrufbar gemacht werden. Teilnehmende Ärzte können dann mit einem Knopfdruck auf die gesamte Krankenakte des Patienten zugreifen – vorausgesetzt der Patient hat den Arzt dafür freigeschaltet – und kann so im Notfall eine schnellere Diagnose und eventuell auch Behandlung durchführen.

Eine verunfallte Person könnte etwa eine Art GoogleCard mit den Zugriffsinformationen bei sich tragen. Bei einem Unfall hat der Arzt so in Sekundenschnelle Zugriff auf alle Eventualitäten die berücksichtigt werden müssen. Aber nicht nur bei Notfällen kann dieses System zum Einsatz kommen, sondern auch beim einfachen Wechsel des Arztes, oder bei der Weiterleitung zu einem Spezialisten. Und natürlich auch beim abholen des Rezepts in der Apotheke.

Screenshots:
Google Health Screenshot
Die Anwendung ist in 2 Tabs geteilt. Einmal Profil und einmal Medizinische Kontakte. Im Profil werden alle Daten von der Person oder einem behandelndem Arzt eingetragen und dauerhaft gespeichert. Im Kontakte-Tab findet sich eine Liste aller Ärzte die auf diese Informationen Zugriff haben soll. Aber was passiert bei einem Unfall, wenn man nicht in der Lage den Arzt „freizugeben“…?

Google Health Screenshot
Hier können die auftretenden Symptome eingetragen werden, die derzeit auftreten. Die Autovervollständigen-Funktion hilft dabei.

Google Health Screenshot
Auf dieser Seite kann man zu seinem eigenem Profil entsprechende Ärzte oder Beratungsstellen finden. Dabei wird im Grunde schon vorgeschlagen zu welchem Arzt man mit seinen Beschwerden gehen sollte.

Google Health Screenshot
In dieser Sektion können alle bekannten Allergien eingetragen werden. Wohl eine der wichtigsten Informationen bei einem Arztbesuch

Google Health Screenshot
Hier können bevorstehende oder schon getätigte Operationen eingetragen werden.

Google Health Screenshot
Unter dem Menüpunkt „test results“ können alle bekannten Werte wie z.B. Blutgruppe, Cholesterinspiegel und ähnliche Dinge eingetragen werden.

Google Health Screenshot
Hier können alle Krankheiten aufgezählt werden, gegen die man in der Vergangenheit geimpft worden ist. Wenn eine Impfung abläuft, informiert Google Health darüber.

Google Health Screenshot
Ein einfaches Profil mit allen allgemeinen Daten wie dem Namen, Geburtsdatum sowie Größe und Gewicht.

Google Health Screenshot
Auch die Krankheiten von Verwandten müssen natürlich bei einer Diagnose berücksichtigt werden, hier können sie eingetragen werden.

Google Health Screenshot
Und schlussendlich, der Kontakte-Tab, hier kann eingetragen werden welche Doktoren Zugriff auf all die eingetragenen Daten haben dürfen.


Das ganze klingt schon sehr futuristisch, da der User im Grunde seine komplette Gesundheit und dessen Pflege in die Hände von Google legt. Mein Impfbuch brauche ich also nicht mehr, ich verlasse mich blind darauf dass Google mich an die Spritze schon erinnern wird. Und ich verlasse mich darauf dass Google auf meine Daten aufpasst und ihnen dabei kein Fehler unterläuft. Nicht dass aus Blutgruppe A mal schnell Blutgruppe B wird und ich bei der nächsten Not-Transfulsion mein blaues Wunder erlebe… bzw. nicht…!

Ich denke das ganze kann funktionieren und wird sich auch eines Tages durchsetzen. Aber spätestens dann wird der Google Account zum Heiligtum und man sollte noch besser darauf aufpassen dass niemand Fremdes darauf Zugriff erhält.
Bleibt nur noch die Frage, wer Google diese mehr als persönlichen Daten anvertrauen möchte…

[Google Blogoscoped]




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comment 14 Kommentare zum Thema "Google Health – die virtuelle Krankenakte"

  • Jeder Versicherungskonzern würde Unsummen dafür zahlen, an diese Daten zu kommen. Die Adverse Selektion wäre quasi eliminiert.
    Würde dort eine Lücke den Zugriff auf fremde Daten ermöglichen, wären einige Leute ruiniert.

  • Zitat:
    Bleibt nur noch die Frage, wer Google diese mehr als persönlichen Daten anvertrauen möchte…

    Ich jedenfalls nicht. Meine Krankheiten sind meine! Nur meine, die gehen niemandan etwas an.

    Gut, zunächst ist die Idee, eine zentrale Datenbank zu schaffen, die es einem Notarzt möglich macht, bei nem Unfall beispielsweise statt Medikament X Medikament Y zu verabreichen, weil ich gegen X allergisch bin, gar nicht schlecht.

    Aber solch Datenbank bei Google?? Ich seh´s schon vor mir, irgendwann, weil Google mal nen technischen defekt hatte, kann ich meine Krankheitsgeschichte dann in den Suchergebnissen wiederfinden. Man stelle sich mal vor, was Dritte mit den Daten alles anfangen könnten. Nee nee, des muss nicht sein…

  • Google hat schon genügend Daten über mich gesammelt: mein Surfverhalten, meine Suchabfragen, meine Mails, Kontakte, Termine, Pausen- und Mittagszeit, online Dokumente… etc.
    Obschon ich den Nutzen einer zentralen Datenbank für medizinische Daten von Patienten als überaus sinnvoll erachte, muss dieser nicht unbedingt über Google laufen.
    Aber auch ohne Google – wie will man eine Webanwendung zu 100% sincher machen?? Unmöglich..!

  • Der Sicherheitsaspekt wurde ja nun schon zu Genüge aufgegriffen – allein deswegen würde ich Google meine Daten auch nicht anvertrauen. Hinzu kommt noch ein rein praktischer Aspekt: Kein Arzt wird sich unbezahlt die Mühe machen, die Daten seines Patienten ein weiteres Mal in die Google-Datenbank einzupflegen – eine alleinige Pflege der Daten auf Google wäre allein aufgrund abrechnungstechnischer Fragen schon unmöglich.

    Also… eine Idee ist es, allerdings eine für die weite Zukunft.

  • Und wenn Google auch die Krankenkassen überzeugen kann dieses System zu nutzen oder zumindest zu unterstützen? Dann wäre das mit den Abrechnungen schon passe.

    Ich denke schon dass Google bis zum Launch sehr viele Partner haben wird die einen sicheren Start garantieren.

  • Es tut gut mal kommentare zu lesen, die der sache einw enig skeptisch gegenüber stehen. Ich selbst arbeite derzeit sehr intensiv am Thema elektronische Gesundheitsakte und weiß daher, wie es im europäischen Markt aussieht mit lösungen für dieses Gebiet. Alle Anwendungen die es so gibt,haben mehr oder weniger Datenschutzrechtliche Probleme, oder behalten sich in ihren AGBs Rechte vor, die es ihnen erlauben, DAten aus deiner persönlichen Akte zu verarbeiten.. das ganze natürlich annonymisiert, aber wer kann das schon kontrollieren. Wenn man etwas näher nachsieht, oder nachfragt, bekommt man bei keiner firma genauere Angaben zu Techniken, Sicherheitskonzepte und ähnlichem.. Daher sind diese Dienste alle noch mehr oder weniger unzuverlässig und unausgereift..

    Was Goolge Health anbelangt habe ich ernsthafte bedenken. Da es sich dabei um eine Amerikanische Firma handelt, wären rechtliche Themen auch immer Sache der Amerikaner.. und im Bereich Datenschutz siehts dort drüben ja noch schlechter aus, als bei uns..

    Alles in allem werde ich die Entwicklung weiterhin betrachten und (wenn möglich) auch testen.. aber ich hoffe, dass keiner ernsthaft daran denkt, dort seine persönlichen, hochsensiblen DAten anzulegen!!

  • Google Health wird sicherlich mehr sein als eine reine Datensammlung für Diagnosen.

    Es wird sicherlich irgendwann soweit sein, dass man alle seine Symptome eingibt, möglicherweise auch „harmlose“ Daten wie Gewicht, Körpertemperatur, etc, und dann aus der Masse der Daten (auch dieser der anderen Nutzer) Risiken herausgerechnet werden.

    Ärzte werden irgendwann nur noch zu Handwerkern, die eine Operation oder eine bestimmte Untersuchung – auf Rat von Google Health – durchführen.

    Und es wird die Lebenserwartung der Nutzer erhöhen, da bin ich mir sicher. Alle werden es nutzen.

  • Die Folgen dieser Seite sind unabsehbar..gut! Es wird eine Welle losbrechen, bei der z.B. „second opinion“ zum Markt wird. Du füllst Deine Seite super aus, stellst Fragen und beauftragst ein „second-opinion-team auf Bahamas mal in den Daten zu forsten, ob etwas mit Deiner Gesundheit schief läuft. a)experten-meinung zum aldi-tarif, b) große chance für gute und clevere ärzte!

  • Unglaublich! Alle wollen in den Gesundheitsmarkt ! Google ist meiner Meinung nach nicht dafür geeignet! Welcher Arzt verlässt sich auf Daten, die der Patient selbst konfiguriert hat?

    Diese Daten sind dann nicht mehr Valide und der Mediziner selbst wird kaum Interesse daran haben.
    Google möchte so wie viele andere Firmen an die Daten heran und diese dann für teures Geld verdielen. Eine Krankenakte kostet heute twa 1300? (von einem Chronisch Kranken) und hat man /google ersteinmal Millionen von Diabetiker Daten oder Astmathiker Daten, verdient sich google daran Dumm und Dämlich! Big Brother is watching you oder auf Deutsch: Der Gläsernde Patient wird kommen!
    Der BND macht es vor: Daten werden gekauft, verkauft,geklaut….. Wo kommen wir denn dahin? Also ich möchte nicht in eine Schublade in Zukunft gesteckt werden wo drauf steht: Gesund „OK“ Krank „No Chance“!

    In Deutschland ist die eGK auf dem Vormarsch. Dieses Projekt kostet ca 4- 6 Milliarden ? und ist ein Online Basiertes System wo Daten hin und hergeschickt werden sollen. Sind wir doch mal Ehrlich: Brauchen wir das wirklich? Warum kann ich als Patient nicht einfach meine Daten mit zum nächsten Arzt nehmen? Ich lasse mir eine Kopie geben und dann gehe ich in Krankenhaus.
    Ich bin gespannt wie dieser Milliarden Konzern und alle für blöd verkaufen wird.

    Achja: übrigens in amerika ist es so: Die Daten nach der Untersuchung werden direkt vernichtet, keine Kopie, keine Mitgabe für den Patienten! Warum?
    Na weil in Amerika dann die Möglichkeit besteht ,dass der Patient Beweismittel in der Hand hat,fall er gegen die Klinik oder den jeweiligen Arzt viell. wegen Falschdiagnose klagen könnte!
    Das wird in Deutschland auch bald passieren. Die Rechte des Patieten auf freie Arztwahl und die Rechte der Ärzte auf freie Medizin wird gerade mit großen Schritten Bombadiert!

    http://www.maxiDoc.de

  • und wo bleiben die datenschützer
    google weiß jetzt schon mehr als der bnd (über seine user)
    das sich die pharmakonzerne darüber freuen ist ja klar dann kann noch mehr geld in die werbung gestekt werden und für die entwicklung neuer und innovativer produkte wird dann gar kein geld mehr dasein (also am ende das alt hergebrachte unter neuem namen noch teurer verkaufen)

  • Man beachte:
    Der veröffentlichte Dienst darf vorerst nur von US-Amerikanern genutzt werden.

  • Naja, ich habe schon oft genug von Fehldiagnosen gehört und auch 2mal selbst welche erlebt, die entstanden sind, weil die Ärtzte einfach keinen Bock gehabt haben sich mit einem zu befassen, kosten sparen wollten oder sonst irgendwie unfähig waren. Danach jammern sie öffentlich wie schlecht es ihnen geht, worauf sie in ihren neuen Porsche steigen und ins neu gebaute Haus fahren. Es ist höchste Zeit um diesen Markt transparent zu machen und sich als Lösung für sein Wehwehchen auch z.B. die modernste Operationsmethode eines Artztes aus London rausgoogeln zu können, welche dein Hausartzt um die Ecke vielleicht erst in 3Jahren kennen wird.Wenn möglich auch noch nach Preis oder Kundenzufriedenheit sortiert.

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